Studie: Klimawandel lässt Gletscher schmelzen

Den Zusammenhang des starken Eisverlusts bei Gletschern mit dem Klimawandel hat ein Innsbrucker Forscher in Zusammenarbeit mit US-Wissenschaftern nun belegt. Die Studie wurde in „Nature Geoscience“ veröffentlicht.

Auch wenn der designierte US-Präsident Donald Trump den Klimawandel für eine Erfindung hält, ist er doch durch viele wissenschaftliche Befunde untermauert. Als augenscheinliches Beispiel dafür werden oft die schwindenden Gletscher herangezogen.

„Bisher war man relativ sicher, dass auch dieser weltweite Gletscherrückgang auf den Treibhauseffekt zurückzuführen ist. Es war allerdings nicht wirklich möglich, von einem einzelnen Gletscher auf einen regionalen Klimawandel zu schließen“, sagte der Ko-Autor der Studie, Florian Herla. Im Expertenbericht des Weltklimarats IPCC ist daher sehr vorsichtig lediglich von einem „wahrscheinlichen“ Einfluss der menschgemachten Klimaveränderung auf die Schmelze die Rede.

Bisher zu wenige und unpassende Modelle

Das Problem sei bisher vor allem methodischer Art gewesen. Einerseits standen den Forschern entweder zu einfache, für diese Fragestellungen unpassende mathematische Modelle oder andererseits solche zur Verfügung, deren Berechnung einfach zu aufwendig ist. Gerard Roe und Marcia Baker von der University of Washington (USA) entwickelten auf Basis dieser Modelle eine neue Berechnungsmethode, „bei der die benötigte Rechenleistung auf einem halbwegs niedrigen Niveau gehalten werden kann“, so Herla, der mit den beiden Wissenschaftern in Seattle zusammenarbeitete.

Daten aus über 200 Jahren für den Hintereisferner

Die drei Forscher analysierten 37 Gletscher und die jeweilige Region, in der sie sich befinden. Herla, der sich an der Universität Innsbruck auf Atmosphärenwissenschaft und Glaziologie spezialisiert hat, interessierte sich vor allem für die Entwicklung des Hintereisferners in den Ötztaler Alpen.

Hintereisferner

Andrea Fischer

Der Hintereisferner im Winter

Hier konnte er auf einen mehr als 200 Jahre zurückreichenden Datensatz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) über Temperatur, Niederschlag und die jeweilige Länge des Gletschers zurückgreifen. „Aus diesem Satz haben wir die statistischen Eigenschaften der Temperatur- und Niederschlagsreihen herausgerechnet“ und dann verschiedene Szenarien des Gletschermodells durchgespielt, sagte der Forscher.

“Klimawandel nimmt zu 90 Prozent Einfluss“

Über die Arbeit an dem Tiroler Gletscher kam das Team auf die Idee, dass sich aus einzelnen Gletschern - „die ja nichts anderes als Filter für unruhige Temperaturreihen sind“ - generellere Aussagen über den Einfluss regionaler Klimaveränderungen treffen lassen. Den neuen Analysen zufolge liegt für 36 der 37 untersuchten Gletscher die Wahrscheinlichkeit bei über 90 Prozent, dass hier der menschgemachte Klimawandel Einfluss nimmt. „Die meisten Aussagen sind also relativ eindeutig“, sagte Herla.

Da solche Aufzeichnungen erst über relativ kurze Zeit gemacht werden, sei es überraschend, dass der Effekt nun so klar herauskomme. Auch weil der Effekt global sichtbar ist, sei es sehr unwahrscheinlich, dass dafür natürliche Klimaschwankungen verantwortlich sind.

Vergleich Pasterze 2012 - 1920

DI Norbet Freudenthaler

Die Pasterze 2012 und 1920

Hitzesommer verdoppelte Gletscherschmelze

Im April präsentierte der Alpenverein den Gletscherbericht 2015. Die Gletscherrückgänge sind demnach teils dramatisch. Waren es im letzten Jahr noch neun Prozent, die unverändert blieben, waren es im Vorjahr nur mehr drei Prozent - mehr dazu in Hitzesommer verdoppelte Gletscherschmelze (tirol.ORF.at, 8.4.2016).