Streit um Kuhexport von Tirol nach Südtirol

Der Milchstreit zwischen Tirol und Südtirol ist eskaliert. Südtirols größte Molkerei will den Viehimport ihrer Mitglieder aus Tirol beschränken. Nicht mehr als zehn Prozent soll künftig der Anteil an Fremdkühen ausmachen.

Südtirols größte Molkerei, das Unternehmen Bergmilch/Mila, kämpft seit Monaten mit Mehrproduktion. Nun kündigte die Molkerei an, die Einfuhr von Kühen aus dem Ausland drastisch einzuschränken, um die Milchüberproduktion abzuschwächen.

Schon im Mai hatte die Führung des Betriebes beschlossen, dass ihre Bauern künftig nur noch den vollen Milchpreis erhalten, wenn ihr Anteil an „ausländischen Kühen“ weniger als zehn Prozent beträgt. Joachim Reinalter, der Obmann der Molkerei, will den Viehimport nach Südtirol möglichst stoppen.

Agrar-Landesräte bemühen sich um Lösung

Als die Milchbauern aus Tirol davon hörten, waren sie erzürnt. Der Wirtschaftsaustausch sollte zumindest in den Euregio-Ländern Tirol, Südtirol und Trentino nicht abgeblockt werden. Also waren die Landespolitiker gefragt. Tirols Landwirtschaftslandesrat und Obmann des Tiroler Bauernbundes, LHStv Josef Geisler (ÖVP) setzte sich am Donnerstag mit seinem Südtiroler Ressortkollegen Arnold Schuler (SVP) an einen Tisch, um einen Weg aus dem Dilemma um den Kühestreit zu finden.

Gemeinsamer Wirtschaftraum

Der Absatz in Südtirol, so Geisler, sei für die Tiroler Bauern, ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Vor allem für die Osttiroler Bauern sei dies wichtig, da es sich um einen gemeinsamen Markt handle. Das Pustertal und das Wipptal stellten gemeinsame Wirtschaftsräume dar. Man solle nicht mit Handelsbeschränkungen, die in Europa unzulässig seien, sich gegenseitig Steine in den Weg legen, so LR Geisler.

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LHStv Josef Geisler

Wie Tirols Landwirtschaftslandesrat bei „Südtirol heute“ erklärte, betreffe es ca 300 Milchkühe aus Tirol, die jedes Jahr nach Südtirol exportiert würden.

Konkrete Vereinbarungen konnte Josef Geisler im Gespräch mit dem ORF nicht nennen. Man werde aber in den nächsten Wochen versuchen, eine für beide Seiten brauchbare Lösung zu finden.

Landwirtschaftskammer hofft auch Einsehen

Die Politik versuche immer Projekte umzusetzen, und hier gebe es ein bestehendes Projekt, so der Präsident der Tiroler Landwirtschaftskammer Josef Hechenberger. In Tirol würden die Milchkühe aufgezogen und in Südtirol dann gemolken. Man müsse aufpassen, dass man dieses gut funktionierende Projekt mit dieser einseitigen Maßnahme nicht zum Scheitern bringe.

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Landwirtschaftskammer Josef Hechenberger

Er gehe davon aus, dass bei den Südtiroler Kollegen die Vernunft siegen werde. Ansonsten müsse man sich dies rechtlich genau ansehen, so Hechenberger im Tirol heute-Gespräch.

Ende Dezember will man bei der Molkerei Bergmilch/Mila Bilanz ziehen, ob sich die Überproduktion durch die vorgenommen Maßnahme reduzieren lässt.