Obdachlose Frauen für Statistik „unsichtbar“

In Innsbruck sind knapp 300 Frauen beim Verein DOWAS als wohnungslos gemeldet. Doch weibliche Wohnungslosigkeit scheint in der Statistik nicht auf. Da der Winter die Zahl der Betroffenen erhöhen könnte, fordert DOWAS mehr Krisenplätze.

Obdachlosenquartiere wie z.B. die Notschlafstelle seien für Frauen und noch mehr für Frauen mit Kindern kein sicherer Ort, berichtete DOWAS-Geschäftsführerin Natascha Chmelar. Es gebe weder eigene Hygiene-Räume noch geschützte Räume für Kinder.

Viele Gründe für versteckte Wohnungslosigkeit

Frauen würden viel seltener als Männer auf der Straße schlafen. Tun sie es doch, seien sie physischen und psychischen Angriffen ausgesetzt. Frauen würden Wohnungslosigkeit und Armut stärker als Männer als persönliches Versagen empfinden und deshalb Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe seltener in Anspruch nehmen.

„Unsichtbar“ sei Wohnungslosigkeit von Frauen, weil diese mitunter in Gewalt- oder Abhängigkeitsbeziehungen weiterleben, bei Verwandten unterkommen oder von Freundin zu Freundin ziehen, um sich nicht als wohnungslos deklarieren zu müssen, so Chmelar.

DOWAS für Frauen:

Ist ein Durchgangswohnort für wohnungs- und arbeitssuchende Frauen. Der Verein wurde vor 30 Jahren gegründet und bietet frauenspezifische Beratung zu Themen der Existenzsicherung.

Zuwenige Plätze für akute Krisenfälle

Das DOWAS für Frauen leitet eine Wohngemeinschaft und acht betreute Wohnungen. Die Wohngemeinschaft bietet zwölf Plätze für Frauen und Kinder. Im Schnitt verweilen Frauen dort ein halbes bis ein Jahr. Laut DOWAS sei die Zahl dieser Krisenplätze zu niedrig. Im Winter 2015 habe es pro Woche im Schnitt drei Fälle weiblicher Obdachlosigkeit gegeben. Spürbar sei dabei auch der Anstieg der Zahl von Frauen, die nach Erhalt eines Aufenthaltsbescheids eine Flüchtlingsunterkunft verlassen müssen. Immer mehr wüssten nicht, wo sie wohnen sollen.

In den betreuten Wohnungen können Alleinstehende oder Frauen mit Kindern und regelmäßiger Begleitung einer Sozialarbeiterin wohnen, bis sie aus eigener Kraft und mittels Erwerbsarbeit in einer Wohnung am freien Markt Fuß fassen können. Wobei die Suche nach einer leistbaren Wohnung laut DOWAS-Geschäftsführerin Chmelar rund acht Monate dauere. Die verschärften Kriterien der Stadt für den Erhalt einer städtischen Wohnung (eine mindestens fünfjährige Meldung als Hauptwohnsitz) seien auch hier zu spüren.

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