Experte rät Österreich zur Gesamtschule
Andere Länder, andere Schulsysteme - und so hat auch Giesinger von der Universität Zürich nicht die allein glückseligmachende Formel für den idealen Schultyp zur Hand. Allerdings kritisiert er das differenzierte österreichische Schulsystem mit Hauptschule und Gymnasium. Viel zu früh komme es dabei zur Selektion, viele Schüler würden zukünftiger Optionen beraubt. Zudem kritisiert Giesinger, dass die Auswahl nicht fair passiere. Wer ins Gymnasium kommt oder nicht hänge zu sehr auch von der sozialen Herkunft und weniger von der Begabung ab.
Modell Schweiz lässt lange viele Optionen offen
Das österreichische Schulsystem führe häufig zu komplizierten Bildungsumwegen, so Giesinger. Als Gegenbeispiel nennt er die Maturamodelle in der Schweiz. Dort gibt es eine Gymnasialmatura und eine Berufsmatura, die zwar nicht ganz gleichwertig sind, aber in der Gesellschaft eine Ähnliche Wertigkeit hätten. Grund dafür sei, dass man mit einer Berufsmatura entweder direkt eine Fachhochschule besuchen oder mit einem zusätzlichen Jahr auch die Gymnasialamatura erlangen könne, erklärt Giesinger.
Nach einer abgeschlossenen Lehre wiederum sei es möglich zuerst in einem Jahr die Berufsmatura nachzuholen und in einem weiteren sogar die Gymnasialmatura. Das heißt, dass egal welchen Ausbildungsweg man einschlägt, trotzdem viele Türen offen bleiben, so Giesinger.
Eingeleitete Reform weiterführen
Die Meinung der Mehrheit der Bildungsexperten geht laut Giesinger aktuell in Richtung Gesamtschule. Es gebe nur wenige Wissenschafter, die das differenzierte Schulsystem bevorzugen. In Österreich passiere diese Differenzierung zudem sehr früh, kritisiert Giesinger. Zwar sei man mit den Neuen Mittelschulen offenbar auch einem ganz guten Weg, mittelfristig empfiehlt der Bildungsexperte Österreich aber auf die Gesamtschule umzustellen.