Vor zehn Jahren wurde Bär Bruno erlegt

In den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2006 hat seine letzte Stunde geschlagen: Nach langen Diskussionen und vergeblichen Fangversuchen wurde der als Problembär eingestufte Braunbär JJ1 - genannt Bruno - in Bayern erschossen.

Um 4.50 Uhr fielen in der Nähe des Spitzingseegebiets in Bayern die zwei Schüsse. Der Bär habe sich am Sonntagabend dem Rotwandhaus genähert und die Bewohner hätten die Polizei alarmiert, erklärte damals Manfred Betz, Leiter der Jagdbehörde Miesbach im Zuge einer Pressekonferenz in Schliersee.

Darauf sei ein Team von drei Jägern „hochgegangen und hat den Bären erlegt“, sagte der bayerische Umweltstaatssekretär Otmar Bernhard. Der Bär sei aus 150 Meter Entfernung mit einem einzigen Schuss schmerzlos erlegt worden.

Braunbär Bruno

dpa/A2585 Frank Leonhardt

Bruno hinterließ eindeutige Spuren

Vergebliche Fangversuche und viele Diskussionen

Braunbär Bruno, der bei seiner Reise durch Tirol und Bayern über 30 Schafe und einige Ziegen gerissen hatte, beherrschte ein Monat lang die Schlagzeilen. Er löste auch heftige Debatten zwischen Politik, Naturschützern und Jägern aus. Weil auch finnische Experten daran scheiterten, den Bären einzufangen, wurde er schließlich in Bayern zum Abschuss freigegeben. Er habe sich zu oft dem Siedlungsraum genähert und nicht nur aus Hunger getötet, lautete die Begründung für den Abschuss.

Braunbär Bruno

APA/Robert Parigger

Finnische Bärenjäger blieben erfolglos. Die Bärenfalle blieb leer

Steixner-Brüder in Tirol uneins

Ruhe kehrte nach dem Abschuss von Bruno erst nach einigen Wochen ein. Die heftigen Diskussionen hielten vorerst noch an. Der Expertenrat des österreichischen Bärenmanagements „ist ganz eindeutig zu dem Ergebnis gekommen, dass der Abschuss dieses Bären die einzige richtige Lösung ist“, betonte der damalige Tiroler Agrarlandesrat Anton Steixner (ÖVP).

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Ein Jahr nach Brunos Tod

Günther Schimatzek hat ein Jahr nach Brunos Tod Schliersee besucht. Der Abschuss des Braunbären hatte dort offenbar nachhaltige Folgen.

Dessen Bruder Paul, damals Landesjägermeister von Tirol, war hingegen alles andere als glücklich über den Abschuss. Bei den Wanderungen von „JJ1“ habe es sich um einen „Lebensraumtest“ gehandelt. Die Abschussfreigabe habe er mit Bedauern zur Kenntnis genommen. „Wir waren auf Grund der bisherigen Ereignisse der Meinung, dass es sich nicht um eine hochgefährliche Situation handelt“, sagte Tirols oberster Weidmann.

Braunbär Bruno

dpa/A3216 Peter Kneffel

Unbekannte errichteten nahe der Abschussstelle ein Kreuz mit der Aufschrift: „Bruno d. Bär am 26.Juni 2006 von hintergründigen Mördern erschossen...“

Streit um Verbleib des ausgestopften JJ1

Der Schlierseer Bürgermeister Toni Scherer äußerte sich wie viele Tierschützer empört über den Abschuss. „Die Todesstrafe ist abgeschafft. Dieser Bär hat nichts Schlimmes angestellt“, sagte Scherer. „Für mich ist es absolut unnötig, dass er in freier Wildbahn abgeschossen worden ist.“ Außerdem forderte er, dass er später im Bauernhofmuseum in Schliersee ausgestellt werde.

Braunbär Bruno

dpa/Museum Mensch und Natur

Letzte Arbeiten an JJ1, bevor er am 27. März 2008 im Museum erstmals präsentiert wurde

Dort landete der ausgestopfte Bruno, auf den auch Italien Anspruch erhob, letztendlich nicht. Vielmehr steht er seit März 2008 im Museum Mensch und Natur in München. Einen ähnlich gearteten Fall hat es in den letzten zehn Jahren in Tirol nicht mehr gegeben. Nur ab und zu lassen sich Bären entweder von der Schweiz oder Italien kommend im Grenzgebiet im Oberen Gericht blicken.