Senioren und Kinder im Kindergarten

Das Nothburgaheim in Innsbruck beschreitet neue Wege in der Altersbetreuung. Weil sich der Kindergarten im Altersheim befindet, statten die Senioren den Kindern immer wieder Besuche ab. Die Leitung spricht von befruchtenden Besuchen für beide Seiten.

Immer wieder an Montagvormittagen holen die Eltern der Kindergartenkinder die Senioren in ihren Einzelzimmern ab und bringen sie in den nur wenige Stockwerke entfernten Kindergarten. Für die Senioren gibt es kein Sonderprogramm. Sie können den Vormittag der Kinder miterleben und bei allen Aktivitäten mitmachen.

Senioren im Kindergarten

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Anfangs reagieren die Kinder oft noch ein wenig scheu auf die fremden Besucher. Bei Legespielen lernen sie die älteren Bewohner kennen.

Gemeinsam wird gemalt, gebastelt oder die Jungen und Alten backen gemeinsam Kekse. „Uns ist wichtig, dass wir miteinander leben lernen“, sagte Michaela Stampfer, Leiterin des slw Kindergartens. Helga Stabentheiner, die als frühere Leiterin viel zum gemeinsamen Haus beitrug, ergänzte: „Es ist wichtig, dass Kinder alte Menschen im Alltag erleben, Ängste abbauen können und ganz natürliche Begegnungen ermöglicht werden“. Die Kinder brauchen oft eine kurze Eingewöhnungsphase mit ihren älteren Besuchern. Die Großeltern zu Hause sind meist um gut 30 Jahre jünger als die Bewohner des Pflegeheims.

Der Altersunterschied ist kein Hindernis

Gerade bei den weniger ruhigen Aktivitäten tauen die Kinder aber schnell auf. Im Turnsaal wird mit vielen Bällen das Eis gebrochen. Es wird geworfen, gefangen und gelacht. Die Ballspieler trennen oft 80 Jahre, beim Spielen ist das aber kein Hindernis. „Es ist lustig“, sind sich die Kinder immer wieder einig. „Zu den alten Leuten soll man gut sein“, sagte etwa die fünfjährige Leonie. „Man muss ein bisschen aufpassen beim Ballwerfen“, fügte der fünfjährige Emil hinzu.

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Ballspielen baut Berührungsangst ab

Im Turnsaal gab es kein Halten mehr. Durch den Sport verlieren die Kinder die Scheu vor den älteren Bewohnern.

Für die Senioren ist ihr Alter kein Hindernis. Sie spielen mit viel Begeisterung mit. Zwischendurch brauchen sie aber oft eine kleine Verschnaufpause. „Es ist sehr schön, hier dabei sein zu können“, freute sich Rautgunde Seiwald. „Da habe ich einen wunderschönen Tag. Davon zehre ich lange“, meinte auch Josef Köck. „Aber müde machen täten sie schon, die Kinder“.

Andere Generationen kennen lernen

Während sich die Kinder am Anfang des Tages erst langsam an die älteren Leute annähern, müssen sich auch die älteren Leute an die Energie und oft auch an die Lautstärke der Kinder gewöhnen. Am Ende des Tages gibt es dann strahlende Senioren und hungrige Kinder. Zwei Generationen freuen sich sichtbar auf die nächsten Besuche im Kindergarten.

Senioren im Kindergarten

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Die gemeinsam gestalteten Kunstwerke wurden auch aufgehängt.

Umzug mit neuen Ideen

Heuer feiert das Nothburgaheim sein 15-jähriges Bestehen am Standort in der Innsbrucker Kapuzinergasse. Mit dem Umzug zog auch der slw Kindergarten, den das Seraphinische Liebeswerk betreut, im selben Haus ein. Das generationenübergreifende Miteinander zeigt sich heute nicht nur in der räumlichen Nähe, sondern auch in vielen Projekten im gemeinsamen Alltag.

Viktoria Waldegger, tirol.ORF.at