Dunkles Kapitel als Theaterstück

Ein dunkles Kapitel der Heimerziehung wird in Innsbruck als Theaterstück verarbeitet. 14 ehemalige Heimkinder erklärten sich bereit, ihre Geschichte für die Bühnenbearbeitung zur Verfügung zu stellen.

Die umfassenden Interviews der Heimkinder wurden von der Amateurtheatergruppe nachtACTiv bearbeitet. Unter anderem beschäftigen sich die Akteure in szenischer Form mit Interviewprotokollen von ehemaligen Heimkindern. Mit dem Stück sollen besondere Wege der Vermittlung von Sozialgeschichte beschritten werden. Betroffene sollen durch das Theaterprojekt eine Stimme erhalten.

„Im Namen der Ordnung“

Sie waren Zöglinge in Heimen der Stadt Innsbruck und erfuhren dort eine gewalttätige Erziehung „Im Namen der Ordnung“. Über ihre schmerzhaften Erinnerungen an diese Zeit, die menschenverachtenden Regeln des Zusammenlebens, die brutalen Erziehungsmethoden und die Auswirkungen der Heimerziehung auf ihr späteres Leben sprachen 14 ehemalige Heimkinder in Interviews. In ihrer Kindheit und Jugend brüllten Erziehungsautoritäten sie nieder und machten sie mundtot.

Nun ist Schluss mit dem Schweigen. Die brutalen Erziehungsmethoden, die Entsolidarisierung der Zöglinge, das Leben nach dem Heimaufenthalt - das alles fließt in das Theaterstück ein und wird dargestellt.

Die nächsten Aufführungstermine sind der 11.,12. und 13. Dezember im Freien Theater in der Innsbrucker Wilhelm Greil-Straße.

Die Idee komme daher, dass man diese Geschichten auf der Bühne noch unmittelbarer, deutlicher und spürbarer vermitteln könne, weil über die Stimme und die Haltung der Schauspieler das Publikum einen viel direkteren Zugang zu diesen Dingen bekäme, so die Regisseurin des Stückes, Irmgard Bibermann gegenüber dem ORF. Mit dem Stück sollen also besondere Wege der Vermittlung von Sozialgeschichte beschritten werden.

Bisher 1,6 Millionen an Heimopfer

Die Stadt Innsbruck gab am Montag bekannt, dass seit der Gründung der Opferschutzkommission 1,6 Millionen Euro an Leistungen an ehemalige Heimopfer geflossen sind. 125 Betroffene meldeten sich mittlerweile bei der Stadt. Nach den persönlichen Gesprächen mit den Betroffenen galt es, das Thema auch öffentlich aufzuarbeiten. Dafür wurde 2014 das zweijährige Projekt „Historische Aufarbeitung“ gestartet.

Irmgard Bibermann, Christine Oppitz-Plörer, Herbert Köfler, Magistratsdirektorstellvertreter

Stadt Innsbruck

Regisseurin Irmagard Bibermann, Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer und Magistratsdirektorstellvertreter Herbert Köfler

Ziel davon war, auch im Zeitraum von 1970 bis 1990 entstandene Reformen sowie beginnende innovative Sozialprojekte hervorzuheben. Diese hatten große Auswirkung auf die Arbeit der Jugendwohlfahrt sowie auf einen veränderten Umgang mit Kindern und Jugendlichen in der öffentlichen Erziehung, heißt es von Seiten der Stadt Innsbruck.

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