Frischzellenkur für Pfarrkirche Schwaz

Das Denkmalamt hat die Vorarbeiten für die Renovierung der 500 Jahre alten Pfarrkirche in Schwaz abgeschlossen und die Art der Sanierung festgelegt. Erste Probeflächen mit dem ursprünglichen Sanierungsvorschlag hatten in der Bevölkerung für Kritik gesorgt.

Die Pfarrkirche Maria Himmelfahrt ist rund 500 Jahre alt, bestimmt das Stadtbild von Schwaz und ist wegen ihrer vier Schiffe eine architektonische Besonderheit.

Spaziergang Schwaz

Martin Graf

Die Pfarrkirche im Ortszentrum

Kalkstein ist verwitterungsbeständig

Das Denkmalamt kam zum Schluss, dass der beim Bau verwendete Kalkstein, manchmal auch „Alpenmarmor“ genannt, sich als äußerst verwitterungsbeständig erwies und trotz seines Alters noch in relativ gutem Zustand ist. Im Zuge der Voruntersuchung wurde aber eine starke Sulfatbelastung des Gesteins festgestellt, die bis in die Bauzeit zurückreicht, also in die Blütezeit des Silber- und Kupferbergbaus.

Die Schönheit des Außenbildes stören außerdem Plomben aus unterschiedlichem Fremdmaterial. Mit diesen rückte man der Verwitterung entgegen, sie haben aber bei Abnahme den Schadensfortschritt am Kalkstein beschleunigt.

Die Untersuchung der verputzten Abschnitte der Fassade zeigte schließlich, dass spätestens im Zuge der Arbeiten in den Jahren 1957/58 die noch bestehenden historischen Oberflächen samt der Anstrichschichten entfernt und die heutige Fassadengestaltung realisiert wurde. Die Experten kamen außerdem zum Schluss, dass die ursprüngliche gotische Fassade der Pfarrkirche verputzt war, leider konnten aber keine Reste der Ur-Fassadengestaltung gefunden werden. Positiv wurde vermerkt, dass der feste Kalkzementputz der letzten Überarbeitung der Jahre 1957/58 einen relativ guten Erhaltungszustand aufweist.

Neue Probeflächen samt Therapie

Die Probeflächen, die im Sommer 2014 angelegt wurden, sorgten für große Aufregung in der Schwazer Bevölkerung. Auch Landeskonservator Walter Hauser war nicht zufrieden - mehr dazu in Aufregung nach Probeanstrich auf Kirche. Heuer wurde auf der Pfarrparkseite eine neue Probefläche angelegt, die einen Eindruck für die künftige Therapie gibt. Der Stein kommt mit seiner Lebendigkeit gut zur Geltung. Der raue Putz der letzten Renovierung wird geglättet, behält aber seine natürliche Farbe.

Pfarrkirche Maria Himmelfahrt mit Probeflächen

Pfarre Maria Himmelfahrt Schwaz

Die Probeflächen an der Pfarrkirche

Der Kalkzementputz der 1957/58er-Überarbeitung wird aus technischen und wirtschaftlichen Gründen erhalten. Er wird jedoch mehrmals „überschlämmt“ (wobei der letzte Auftrag leicht „ausgewaschen“ wird), womit das Erscheinungsbild eines geriebenen Naturputzes erreicht wird. Als weitere Maßnahme werden die steinsichtigen Elemente an der Fassade mittels Trockeneis, in sehr stark verschmutzten Bereichen auch mit Mikropartikelstrahler, gereinigt. Größere ausgebrochene Bereiche an Kanten werden durch Steinersatzmassen ergänzt. Die Fremdmaterialplomben, die nach der Reinigung noch fest im Verband sitzen, werden zwar nicht entfernt, aber – falls die Farbigkeit (ocker oder rötlich) stört – farblich überarbeitet, außerdem werden ausgebrochene Fugen mittels Kalkmörtel ergänzt.

Als äußerst wertvoll bezeichnet das Denkmalamt die aus dem Jahre 1512 stammenden Kirchentüren samt ihrer Türschlösser (Löwenköpfe) und Beschläge. Da die Türblätter ursprünglich farbig gefasst waren (Grund in schwarz, Stabwerk in Steinfarbe), wird anhand von entnommenen Proben im Labor des Bundesdenkmalamtes ein eventueller Fassungs- und Farbschichtaufbau geprüft. Ziel der Renovierung ist die Wiederherstellung eines einheitlichen, geschlossenen und authentischen Gesamtbildes.

Renovierung kostet 1,2 Millionen Euro

Die Renovierungskosten werden auf 1.250.000 Euro geschätzt. „Sieben bis zehn Prozent erhoffen wir uns vom Bundeskanzleramt, Abteilung Denkmalschutz. Für den Restbetrag streben wir eine Drittel-Lösung – gleiche Zuschüsse von Kirche, Land Tirol und Stadt Schwaz – an“, erklärte Stadtpfarrer Martin Müller. In der nächsten Zeit werden die Arbeiten ausgeschrieben und vergeben.

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