Islamistische Terrorzelle in Meran ausgehoben

Die italienische Polizei hat am Donnerstag eine islamistische Terrorzelle ausgehoben. Es wurden 17 Haftbefehle gegen mutmaßliche islamistische Terroristen erlassen. Sechs Personen wurden in Südtirol verhaftet. Das Netzwerk habe ganz Europa überspannt.

Das ist das Ergebnis einer großen Polizeiaktion, an der sich die Carabinieri-Sondereinheit ROS und andere europäische Polizeikräfte beteiligt haben.

Sechs der mutmaßlichen Terroristen wurden in Südtirol festgenommen - zwei in Meran, zwei in Bozen und ein Mann am am Südtiroler Ritten. Ein Verdächtiger wurde von den italienischen Ermittlern im Irak lokalisiert. Vier Personen wurden in Großbritannien und drei in Norwegen festgenommen, teilten die Carabinieri am Donnerstag mit. Einige weitere Verdächtige sollen bei Kämpfen im Irak und in Syrien ums Leben gekommen sein.

Carabinieri bei der Pressekonferenz

ORF

Die Führungsspitze der Südtiroler Carabinieri Stefano Paolucci (l.) und Massimo Rosati bei der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag.

Zwischen England, Finnland und Italien aktiv

Die Meraner Zelle sei Teil eines Islamistennetzes, das ganz Europa überspannt habe, so die italienische Polizei. Die Dschihadisten waren in Großbritannien, Deutschland, in der Schweiz, in Finnland und eben auch in Südtirol tätig.

In Meran habe sich Abdul Rahman Nauroz um die Anwerbung künftiger Terroristen gekümmert. Seine Wohnung habe er in ein Rekrutierungszentrum umgewandelt. Die Männer sollten ihr Leben im Kampf für den Islam opfern - entweder als Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und im Irak oder als Selbstmordattentäter in Europa.

Schon 2010 hatte die römische Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen und die Website Jarchive.info ins Visier genommen. Auf dieser wurden Propagandabotschaften veröffentlicht. Die Betreiber der Seite seien der Terrororganisation Al-Kaida nahegestanden. Eine eigene „Onlinehochschule“ habe der Gewaltverherrlichung und dem Austausch radikaler Gedanken in Chatforen gedient.

Djihadist Krekar

APA/AP/NTB Scanpix

Islamist Krekar

Kurdischer Islamist als Drahtzieher

Der Mastermind dieses Terrornetzes sei ein 59-jähriger kurdischer Islamistenführer namens Mullah Krekar. Er lebt seit fast 25 in Norwegen. 2001 habe er die sunnitische Terrorgruppe Ansar al-Islam mitgegründet, deren Ziel es ist, aus dem irakischen Teil Kurdistans einen islamischen „Gottesstaat“ zu machen. In den letzten Jahren rekrutierte er über eine neue Gruppe namens Rawti Shax kurdische Dschihadisten in Europa. Via Internet hätten sie stets Kontakt zu ihm gehabt - selbst dann, als dieser bereits in der norwegischen Justizvollzugsanstalt Kongsvinger einsaß.

2012 war er verhaftet worden, weil er Norwegens damalige Oppositionsführerin und spätere Ministerpräsidentin Erna Solberg mit dem Tod bedrohte. Im Jänner 2015 war Krekar aus der Haft entlassen worden. Seine auch in Südtirol agierende Gruppe habe nicht nur die weltanschauliche Schulung der angehenden Terroristen organisiert, sondern auch Reisen nach Syrien. Dort sollten die Männer in den Camps des IS zu Dschihadisten ausgebildet werden.

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Der Meraner Bürgermeister Paul Rösch setzt auf Integration.

Innenminister begrüßt Razzia

Italiens Innenminister Angelino Alfano begrüßte die Razzia. „Italien ist ein Land, das mit der Gefahr des internationalen Terrorismus konfrontiert ist, weil wir Mitglieder der großen internationalen Koalition sind, die sich gegen den ‚Islamischen Staat‘ einsetzt. Italien hat jedoch viel Vorbeugungsarbeit geleistet, die funktioniert“, so Alfano.

Die islamische Gemeinschaft in der Region Trentino Südtirol verurteilte die fundamentalistische Propaganda. „Jegliche Form illegaler Aktivität, wie die Rekrutierung von Kämpfern, ist ein Schaden für die islamische Gemeinschaft in Italien und im ganzen Westen. Jede Form von Fundamentalismus ist uns fremd“, so der Präsident der islamischen Gemeinschaft und Imam von Trient, der Syrer Abdoulkheir Breigheche.