Vermisst: Enorme Belastung für Angehörige

In Tirol sind derzeit 28 Personen vermisst gemeldet. Für die Angehörigen ist die Zeit der Abgängigkeit eine Zeit extremer Anspannung, zerrissen zwischen Warten, Suchen und dem Alltag. Polizei und Psychologen versuchen zu helfen.

400 Vermisstenmeldungen wurden allein heuer in Tirol gemacht. 28 davon konnten nicht aufgeklärt werden. Die Polizei könne in solchen Fällen nur begrenzt agieren, sagt Walter Pupp, Chef des Landeskriminalamtes: „Erwachsene haben das Recht, ihren Aufenthaltsort selbst zu wählen. Abgängigkeit ist keine Straftat, wir sind da eher im Hilfeleistungsbereich, wenn wir einen Suizid oder einen Unfall annehmen. Eine Handypeilung im Ausland ist gar nicht möglich, weil in bestimmten Ländern ein Rechtshilfeersuchen nötig ist. Ein Rechtshilfeersuchen ist nicht möglich, weil es in Österreich keine staatsanwaltschaftliche Zuständigkeit gibt, da es kein Delikt ist.“

Hoffen bei jedem Telefonklingeln

Richard Krismer aus Volders wird seit Anfang September vermisst. Seine Spur hat sich in Frankreich verloren - mehr dazu in Tiroler seit einem Monat vermisst. Seither ist die Familie im Ausnahmezustand, sagt die Ex-Frau des Vermissten, die besonders mit den gemeinsamen Kindern leidet. „Den Kindern geht es den Umständen entsprechend, einmal besser und einmal schlechter. Bei jedem Telefonklingeln hoffen sie auf eine Botschaft.“

Psychologe: „Unendliche Gegenwart“

Der Psychologe Thomas Beck spricht bei solchen Fällen von einer unendlichen Gegenwart, die Betroffenen würden ohne Vergangenheit und ohne Zukunft leben. „Umso länger diese Situation andauert, umso belastender wird es für die Angehörigen. Sie entwickeln ihre eigenen Fantasien, was passiert sein könnte.“

Am Institut für Traumatherapie der Klinik gibt es für die Betroffenen auch kurzfristig Hilfe und Unterstützung in ihrer schwierigen Lebenssituation.