Kameraden schildern Absturz am Nilgiri

Nach dem tödlichen Bergunglück in Nepal, bei dem ein 27-jähriger Ötztaler 800 Meter abgestürzt ist, sind seine beiden Begleiter wieder in Tirol. Sie haben am Mittwoch in einer Pressemitteilung die Situation am Nilgiri geschildert.

In einer Aussendung berichteten die beiden Tiroler, dass ihr Kamerad unter starken Erschöpfungserscheinungen gelitten und vor dem Absturz das Gleichgewicht verloren habe. Das Unglück hatte sich am 26. Oktober beim Abstieg nach der Bezwingung des 6.839 Meter hohen Nilgiri Süd im Annapurna-Massiv ereignet. Der Tiroler sei am Südwestgrat des Nilgiri Süd vor ihren Augen abgestürzt, zeigte sich die beiden Bergsteiger tief betroffen.

Nach Gipfelsieg Erschöpfungserscheinungen

Ziel der Expedition sei die Besteigung über die bisher noch unbezwungene Südwand gewesen, berichteten die Tiroler, die inzwischen bereits nach Hause ins Ötztal zurückgekehrt sind. Am Vormittag des 25. Oktober erreichten die drei Profi Bergsteiger nach drei Tagen „äußerst schwieriger und anspruchsvoller Kletterei“ durch die mehr als 1.500 Meter hohe Südwand erfolgreich den Gipfel. „Mit Sorge“ hätten sie bei ihrem Kameraden starke Erschöpfungserscheinungen festgestellt, erklärten die beiden Tiroler.

Der Zustand des 27-Jährigen habe sich zunehmend verschlechtert, sodass bereits wenige hundert Meter unter dem Gipfel ein weiteres Vorankommen unmöglich erschien und ein „ungeplantes Biwak“ eingerichtet werden musste.

Nilgiri Südwand

APA

Ein Teil der Nilgiri Berge - Nilgiri Süd mit der Südwand wo sich der Unfall ereignete.

Leichte Besserung nach Nacht im Biwak

Ein weiterer Teilnehmer des Expeditionsteams, der in Funkkontakt mit seinen Bergkameraden stand, versuchte währenddessen vom Lager aus eine Hubschrauber-Rettungsaktion zu initiieren, was jedoch aufgrund des starken Windes und der Höhenlage unmöglich gewesen sei. „Am Gipfel lagen wir uns noch in den Armen und freuten uns gemeinsam über die erfolgreiche Besteigung der Südwand“, erinnerte sich einer der Bergsteiger. Innerhalb kürzester Zeit sei die Situation aufgrund des Zustandes des Freundes „extrem angespannt“ gewesen.

Nach der Nacht im Biwak habe sich sein Zustand leicht verbessert, sodass trotz großer Kälte und starkem Wind der schwierige Abstieg fortgesetzt werden konnte. Gegen 14.00 Uhr sei es jedoch schließlich zu dem folgenschweren Absturz gekommen. Geschockt und schwer gezeichnet von dem Unglück und den Strapazen des schwierigen Abstiegs erreichten die beiden Tiroler laut eigenen Angaben gegen 18.00 Uhr völlig erschöpft den Wandfuß.

Suche nach Vermisstem wird fortgesetzt

Der vermisste Meteorologe und Bergführer sei ein ausgezeichneter Alpinist gewesen, dem in den vergangenen Jahren unter anderem in den Westalpen, Patagonien und Alaska zahlreiche schwierige alpine Kletterrouten gelungen sind. „Die Berge waren sein zweites zu Hause und seine große Leidenschaft“, schrieben seine Freunde.

Die Suche nach dem 27-Jährigen war bisher erfolglos geblieben. Eine vom Expeditionsteam sofort nach dem Unglück eingeleitete Suchaktion wurde von schlechtem Wetter und starkem Schneefall behindert. Zwei am vergangenen Freitag und Samstag durchgeführte Hubschrauber-Suchflüge endeten ergebnislos.