Flüchtlinge wollen an Arbeitswelt teilhaben
Seit zwei Monaten arbeitet die irakische Ärztin Hadeel Hameed im Bezirkskrankenhaus Schwaz als Praktikantin. Die 33-Jährige ist mit ihrem Mann und ihrem Sohn vor neun Monaten nach Österreich geflüchtet und wartet derzeit auf ihren Asylbescheid. Sie wolle in der Zwischenzeit nicht untätig sein, sagt sie: „Ich möchte hier arbeiten. Wenn ich zuhause bleibe, vergesse ich alles was ich gelernt habe.“
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Eine Tätigkeit über eine Praktikumsstelle hinaus ist für die irakische Ärztin in Österreich derzeit nicht möglich. Noch spricht sie nicht ausreichend Deutsch, es fehlt ein positiver Asylbescheid und eine Anerkennung ihrer Ausbildung.
Bei den Asylwebern gebe es viel Potenzial, sagt Sabina Seeber vom Freiwilligenzentrum Schwaz: „Es sind einige Kompetenzen da, gerade aus Syrien kommen hochgebildete Menschen wie Ärzte oder Lehrer.“ Rami Zainab kommt aus Syrien und hat dort als Handwerker gerarbeitet. Jetzt hilft der 19-Jährige im Hort der Gemeinde Eben am Achensee aus, spielt mit den Kindern und hilft ihnen beim Lernen.
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Seit Juni sind in Tirols Flüchtlingsunterkünften die Kompetenzen, Fähigkeiten und Ausbildungen der Asylwerber erhoben worden. Anonymisiert sind die Listen dann an die Bürgermeister jener Gemeinden verschickt worden, in denen die Flüchtlinge gemeinnützig arbeiten können.
Ohne Arbeit keine Integration
Neben sprachlichen Barrieren würden die Asylwerber rasch an gesetzliche Grenzen stoßen, heißt es von der zuständigen Freiwilligenkoordination des Landes. Vereinzelt eine Lehre, für ein Taschengeld eine gemeinnützige Tätigkeit oder eben ein Praktikum sind für Asylwerber möglich, aber oft entspricht diese Arbeit nicht dem, was sie zu Hause gelernt haben. Dennoch sei die Arbeit wichtig, sagt Sabine Seeber: „Ein Mensch, der nichts tun kann, kann sich nicht integrieren.“
Die Kompetenzerhebung bei den in Tirol lebenden Asylwerbern wird fortgesetzt. Derzeit sucht man vor allem nach Flüchtlingen, die schon gute Deutsch- oder Englischkenntnisse haben.