Herzmassage - so wird’s richtig gemacht

Neue wissenschaftliche Empfehlungen für Wiederbelebung setzen die Herzmassage massiv in den Vordergrund. Für die Reanimation eines Patienten mit Kreislaufstillstand weniger wichtig sei die Beatmung. Tirol ist bei Überlebensraten im Spitzenfeld.

Herztod und Kreislaufstillstand sind in Deutschland die dritthäufigste Todesursache, hieß es am Donnerstag in einer Mitteilung des Deutschen Rates für Wiederbelebung. Die Beachtung der aktuellen Leitlinien für Wiederbelebung könnte dieses Ergebnis verbessern.

Händische Herzdruckmassage besser als Maschine

Die Experten setzen auf die „Handarbeit“ der Herzmassage. Eine manuell durchgeführte Reanimation bringe in manchen Studien sogar ein besseres Ergebnis als mechanische Geräte. Insgesamt sollte die Herzmassage nur so kurz wie notwendig unterbrochen werden. Oft würden Laien sehr viel kostbare Zeit damit verlieren, zu horchen, ob der Patient noch atmet oder nicht, erläuterte der Notfallmediziner Professor Michael Baubin von der Innsbrucker Klinik für Anästhesie. Festzustellen, ob jemand atme oder nicht, sei aber nicht so wesentlich wie der sofortige Beginn der Herzmassage.

Gepumpt werden sollte fünf bis sechs Zentimeter in die Tiefe und 100 bis 120 Mal pro Minute. Pausen von mehr als zehn Sekunden, z.B. zum Telefonieren, würden zu schlechteren Prognosen für Patienten führen.

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In einem „Tirol heute“-Bericht von Robert Schuler wird gezeigt, wie eine Herzdruckmassage richtig durchgeführt werden sollte. Wichtig ist, dass die Massage bis zum Eintreffen der Rettungskräfte durchgehalten wird.

Telefonreanimation in Tirol schon Standard

Wesentlich für die Instruktion von Laien ist für Michael Baubin die Einbindung der Leitstelle, die in Tirol schon vollzogen ist. Leitstellenmitarbeiter sagen Ersthelfern am Telefon, wie sich richtig vorgehen sollen. „Gerade hier in Tirol ist die Telefonreanimation durch die Leitstelle jetzt seit drei Jahren flächendeckend umgesetzt. Tirol ist dabei federführend.“

Die Beatmung sei nicht so maßgeblich, weil ausreichend Sauerstoff im Blut und in der Zirkulation vorhanden sei. Der Sauerstoff reiche für fünf bis sieben Minuten, bis professionelle Kräfte mit Sauerstoff in Flaschen beim Patienten einträfen, so der Notfallmediziner. „Das wichtigste sind kontinuierliche, richtige Druckmassagen, damit der Kreislauf in Gang kommt.“

Bedeutung der Schule

„Bei der Telefonreanimation wissen wir, dass zwischen Kollaps und Beginn der Wiederbelebungsmaßnahme bis zu fünf Minuten vergehen, das ist für das Gehirn schon sehr lange“, so Baubin. Der Notfallmediziner setzt deshalb auf die Ausbildung schon im Kindesalter an den Schulen. „Wenn Kinder das zweimal in ihrer Schullaufbahn lernen, z.B. jeweils für zwei Stunden, dann sind das vier bis sechs Stunden pro Schullaufbahn, dann haben die es so gut verinnerlicht, dass sie es können.“ Kinder seien außerdem Multiplikatoren, wenn sie nach Hause kämen, erzählen sie Eltern und Großeltern davon. „Wenn das Kind zehn Jahre später in die Situation kommt, dass die Großmutter zusammenbricht oder ein Arbeitskollege, dann können die Kinder eine richtige Wiederbelebung durchführen“, erläuterte der Professor.

Die Innsbrucker Klinik schneidet in einem Vergleich mit deutschen Notfallzentren bei der Wiederbelebung deutlich besser ab, weil in Tirol mehr Anwesende Reanimationsmaßnahmen setzen als in Deutschland – mehr dazu in Innsbruck bei Wiederbelebungen im Spitzenfeld.

Weltweit einheitliche Standards

Die Leitlinien zur Wiederbelebung werden seit 2000 alle fünf Jahre überarbeitet. Donnerstagfrüh sind vom Europäischen Rat für Wiederbelebung (ERC) weltweit einheitlich publiziert worden. Der österreichische wie auch der deutsche Rat für Wiederbelebung ist ein eingetragener Verein.