Gletscher: Bergretter üben den Ernstfall

Im Jamtal werden jährlich 120 neue Bergretter ausgebildet. Die Anwärter lernen unter anderem, wie man eine Spaltenbergung durchführt. Denn mittlerweile sterben mehr Menschen in Folge eines Sturzes als an Herz-Kreislauf-Problemen.

Ein falscher Schritt und es geht in die Tiefe: Unfälle am Berg werden immer mehr zu einer Herausforderung. Karl Gabl vom Kuratorium für Alpine Sicherheit erklärt, dass es im Vergleich zum letzten Jahr zwar weniger Unfälle gegeben habe, diese aber meist fatal endeten. So sind in Tirols Bergen seit Anfang Juni mehr Menschen ums Leben gekommen als im letzten Sommer - mehr dazu in 75 Prozent mehr Tote in den Bergen.

Bergretter

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Bergungen im Gletschergebiet erfordert spezielles Gerät

Viele Wanderer überschätzen sich

Beim Bergretter-Kurs im Jamtal lernen die neuen Anwärter den Umgang mit dem „Zweibein“. Damit sind Spaltenbergungen überall möglich. Und das ist auch notwendig, denn mittlerweile sind es meist Stürze, die zu Unfällen führen. Viele Wanderer überschätzen ihre Kräfte, sind meist ungeübt und besitzen nicht die richtige Ausrüstung. Sie wollen aber trotzdem hoch hinauf. Berggehen sei zwar gut und recht, aber die Sensibilität für die Berge und die Natur fehle, so der Geschäftsführer der Bergrettung Tirol, Peter Veider.

Bergrettungsausbildung

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Spaltenbergung: Die Bergrettungs-Anwärter üben für den Ernstfall

Weniger Schnee und brüchiges Eis

Aber auch erfahrene Wanderer und Bergsteiger haben mit neuen Bedingungen zu kämpfen. Berge und Gletscher haben sich stark verändert, denn es gibt weniger Schnee und brüchiges Eis. Der Bergrettungs-Ausbildner Florian Kerber erklärt, dass man die Spalten zwar besser sieht, wenn weniger Schnee liegt, aber an den Übergängen sei die Schneedecke jetzt dementsprechend dünn. Wo man den Schnee früher also problemlos überqueren konnte, kann es jetzt zu einem fatalen Spaltensturz kommen, vor allem wenn man nicht angeseilt ist, so Kerber.

Keine Nachwuchssorgen

Über 800 Einsätze hat die Tiroler Bergrettung in diesem Sommer gehabt. Mehr als 4.000 ehrenamtliche Mitglieder stellen ihre Zeit für in Notgeratene am Berg zur Verfügung. Das soll auch künftig so bleiben, denn Nachwuchssorgen gibt es keine, sagt Peter Veider, der Geschäftsführer der Tiroler Bergrettung. Derzeit sind 380 Nachwuchsbergretter in Tirol in Ausbildung. 120 beenden jedes Jahr die Grundausbildung. Nach dem Kurs im Jamtal fehlt den Anwärtern nur noch die medizinische Ausbildung. Dann sind die neuen Bergretter für den Einsatz in ihren Ortsstellen bereit.

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