Neun Jahre Haft für britischen Soldaten

Im Prozess gegen einen britischen Soldaten wegen Vergewaltigung und schweren sexuellen Missbrauchs eines sechsjährigen Mädchens im Stubaital wurde der Mann am Dienstag zu neun Jahren Haft verurteilt.

Der Angeklagte bekannte sich beim Prozess am Landesgericht Innsbruck vor Richter Norbert Hofer schuldig. Er könne sich an die Vorfälle in jener Nacht jedoch großteils nicht mehr erinnern, meinte der Brite. Er sei damals mit der britischen Armee auf einem „Adventure Camp“ im Stubaital gewesen.

Am Abend habe er mit ein paar Freunden „einiges“ getrunken, sagte der Mann. Warum er jedoch alleine die Bar verlassen habe und in das Haus eingedrungen sei, wisse er nicht mehr. Alles, woran er sich noch erinnern könne, seien ein Mann, mit dem er in der Wohnung gerauft habe, und eine Frau, die ein Kind in den Armen hatte.

Vater wurde durch Geräusche geweckt

In jener Nacht sei der Vater der Sechsjährigen durch Geräusche geweckt worden und habe den 30-Jährigen ertappt, sagte Staatsanwältin Birgit Unterguggenberger. Der Brite wurde festgenommen und saß seitdem in der Innsbrucker Justizanstalt in U-Haft. Ein spurenkundliches Gutachten der Gerichtsmedizin Innsbruck hatte die Aussagen des sechsjährigen Opfers bestätigt - mehr dazu in Verdacht des sexuellen Missbrauchs in Neustift .

Verteidiger Laszlo Szabo sprach in seinem Eröffnungsplädoyer die schwierige Kindheit des Angeklagten und dessen Einsatz in Afghanistan an. „Es gibt keine Erklärung für das, was ich gemacht habe, und auch keine Entschuldigung“, meinte der Brite jedoch.

Richter: Angemessenes Urteil nicht möglich

Der Mann wurde kurz nach Mittag zu neun Jahren Haft verurteilt. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Die Verteidigung meldete Berufung an, die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab. Hofer meinte in Richtung des Angeklagten, dass es der „übelste Missbrauch des körperlichen Wohls eines Kindes und Hausrechts der Familie“ gewesen sei. Der Angeklagte habe sexuelle Handlungen gesetzt, die schwerlich zu überbieten seien. „Es ist nicht möglich, ein angemessenes Urteil für so eine Tat zu finden“, betonte der Richter.

Missbrauchsvorwurf auch gegen zweiten Soldaten

Nach dem Schuldspruch gegen den Mann wurde am Dienstag ein weiterer Missbrauchsvorwurf gegen einen seiner Kameraden bekannt. Der Richter sagte in seiner Urteilsbegründung, dass es im Rahmen des „Adventure Camp“ der britischen Armee zu einem zweiten Übergriff gekommen war. Auf Anfrage der APA sagte Staatsanwaltschaftssprecher Hansjörg Mayr, dass sich der betreffende Vorfall wenige Tage zuvor ebenfalls in Neustift ereignet habe.

Der betreffende Soldat soll dabei in einem Hotelzimmer eine schlafende Frau zu vergewaltigen versucht haben. Während des Versuchs sei die Frau aber aufgewacht, und der Brite habe von ihr abgelassen. Die österreichischen Behörden hatten Großbritannien um Übernahme der Strafverfolgung gebeten, deshalb werde es in Österreich zu keinem Verfahren kommen.