„Tiroler Tageszeitung“ feiert runden Geburtstag

Die „Tiroler Tageszeitung“ feiert am Sonntag 70. Geburtstag. 1945 gegründet, entwickelte sich das Medienunternehmen dahinter, die „Moser Holding“, über die Jahrzehnte zum größten Medienhaus Westösterreichs.

Die „Tiroler Tageszeitung“, in Tirol auch kurz TT genannt, ist erstmals am 21. Juni 1945 erschienen.

Erster Chefredakteur war KZ-Häftling

Als beidseitig bedrucktes Blatt Papier, herausgegeben von den amerikanischen und später von den französischen Streitkräften, stand die TT nach den Presse-Einschränkungen unter den Nationalsozialisten vor allem für Unabhängigkeit. Die Redaktion wurde mit österreichischen Mitarbeitern besetzt, die frei von jeglicher nationalsozialistischen Vergangenheit waren, was für die damalige Nachkriegszeit keine Selbstverständlichkeit war. Die „Tiroler Tageszeitung“ sollte vor allem die demokratische Gesinnung im Land fördern.

Anton Klotz, der wegen seines Widerstands gegen das nationalsozialistische Regime drei Jahre im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert war, wurde Gründungs-Chefredakteur. Joseph Stephan Moser, während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls Mitglied der Kerngruppe des Widerstands in Tirol, war mit 27 Jahren Mitbegründer der Verlagsgesellschaft der „Tiroler Tageszeitung“. „Es hat einen klaren Schnitt gegeben“, so Moser Holding-Vorstandschef Hermann Petz am Donnerstag bei der Präsentation seines Buches „Die Zeitung ist tot! Es lebe die Zeitung?“ Petz sprach auch vom „genetischen Code“ der TT.

Expansion Ende der 1970er

Joseph Stephan Moser führte schließlich die Geschäfte der „Tiroler Tageszeitung“ und ebnete 1979 mit der Gründung der Moser Holding den Weg für weitere Expansionsschritte. In den Neunziger-und Zweitausenderjahren entwickelte sich das Unternehmen zum größten Medienhaus Westösterreichs. 95 Prozent der Bevölkerung verbringen 95 Prozent ihrer Zeit innerhalb von 25 Kilometern und interessieren sich natürlich dafür, was dort passiert, so ein Credo der Moser Holding. Anfang der Achtzigerjahre erschienen erste regionale Mutationen des Blattes. Seit 2008 liegen der TT an fünf Wochentagen Bezirksausgaben bei.

2008 führte man die „TT Kompakt“ ein, eine kostenlose Kompaktausgabe der „Tiroler Tageszeitung“ mit der Zielgruppe junger Leser und Pendler. „Dieses Produkt bewährt sich als Reader’s Digest des Großformats und dient auch als Teaser für den Erwerb der ‚Tiroler Tageszeitung‘“, so Petz. Kannibalisierungseffekte habe es dadurch nicht gegeben. 1990 hatte die TT insgesamt 247.000 Leser in Nordtirol, 2014 waren es laut den aktuellsten Reichweitenanalysen 289.000 tägliche Leser, am Sonntag 298.000 und damit knapp 50 Prozent der Tiroler über 14 Jahren. Dazu kommen die 57.000 täglichen Leser der „TT Kompakt“ sowie die 250.000 User des Internetangebots tt.com. Seit 1996 ist die TT online - damals als tirol.com, seit 2008 als tt.com.

Herausforderung der digitalen Welt

Wirtschaftlich laufe es gut, erklärte Petz, auch weil man auf mehrere Standbeine setze. „Im Unterschied zu anderen Medienunternehmen geben wir unsere Ergebniszahlen auf Konzernebene ja bekannt. Für uns gilt: Jeder Zweig soll entsprechend erfolgreich tätig sein - und das ist auch bei der TT der Fall.“ Bei künftigen Projekten gelte es trotz der guten Entwicklung des gedruckten Produkts, „alle digitalen Chancen zu nützen“. Dies müsse man in jedem Zweig schaffen. Als Beispiel nannte Petz die E-Commerce-Initiative shop.tirol, die Ende Juni starten soll. „Wir wollen dem regionalen Handel damit ein Gesamtpaket liefern, das auf ihn zugeschnitten ist. Wir haben wirklich viel Hirnschmalz reingegeben.“

Davon unabhängig strich Petz die „friedliche Koexistenz von Print und Digital“ hervor. „Aber wir wollen auch die Online- und Offline-Welt verbinden und die jeweiligen Stärken mischen.“ Den 100. Geburtstag werde die „Tiroler Tageszeitung“ jedenfalls in gedruckter Form erleben. „Davon bin ich überzeugt, auch wenn ich dann nicht mehr Vorstandsvorsitzender sein werde. Wir werden bis dahin viele digitale Kanäle entwickeln, aber auch mindestens so viele Printleser haben wie heute.“

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