Fachärztemangel bei Kardiologen droht

In Österreich droht ein Fachärztemangel bei Herzspezialisten. Davor warnt der Leiter der Kardiologie an der Klinik Innsbruck, Wolfgang Michael Franz. 2030 würden österreichweit 650 neue Kardiologen benötigt.

In Österreich gibt es laut Ärztekammer derzeit 610 Kardiologen. Aufgrund der Altersstruktur drohe bald ein Mangel, sagte Wolfgang Michael Franz, Leiter der Kardiologie an der Klinik Innsbruck und Vorstandsmitglied der ÖKG anlässlich der am Mittwoch in Salzburg beginnenden Jahrestagung der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft.

Viele Fachärzte gehen bald in Pension

„Aufgrund von Eintritten in den Ruhestand müssen bis 2030 ca. 60 Prozent aller derzeit ihren Beruf ausübenden Kardiologen ersetzt werden“, erklärte der Leiter der Kardiologie an der Klinik Innsbruck. Der Bedarf an Kardiologen liege künftig bei 650 neuen Fachärzten. „Wenn man das Krankenhausarbeitszeitgesetz mit einrechnet, als zweiten Faktor die Zunahme der Herzinsuffizienz und die erhöhte Lebenserwartung, dann kommt man wahrscheinlich in eine Versorgungslücke an Kardiologen“, so Prof. Franz.

Niveau bei ärztliche Betreuung wird erwartet

Die Menschen würden sich erwarten, dass das Versorgungsniveau in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich nicht abgesenkt würde. Außerdem müsse sich dieses Versorgungsniveau weiterhin an EU-Standards orientieren. Eine wichtige Voraussetzung hierfür sei, dass ausreichend viele Kardiologinnen und Kardiologen zur Verfügung stünden, so der Leiter der Kardiologie.

150 Fachärzte werden derzeit ausgebildet

Nach einer Erhebung der ÖKG werden derzeit nur 150 Fachärzte für Kardiologie ausgebildet. Aber die derzeitigen Ausbildungskapazitäten seien nicht ausreichend, um einen massiven Fachärztemangel in der Kardiologie ab 2021 zu verhindern, erklärt Prof. Franz und fordert die Beauftragung einer mittelfristigen Bedarfsprognose für den Bedarf an Kardiologen („Fachärzte für Innere Medizin und Kardiologie“) durch das Gesundheits- und Wissenschaftsministerium.

Ein Cento pro Einwohner und Jahr für Kardiologen

Ein kleiner Lichtblick seien die verkürzten Ausbildungszeiten. Mit der reformierten Ausbildung seien österreichische Kardiologen in der Lage in sechs Jahren fertige Fachärzte zu sein. Früher wären es ungefähr acht bis neun Jahre gewesen. Dieser schnellere Berufseinstieg mache die Ausbildung wieder attraktiver, erklärte der Leiter der Kardiologie an der Klinik Innsbruck.

Langfristig bräuchte es aber auch attraktivere Gehälter, um am europäischen Markt Kardiologen für Österreich gewinnen zu können, sagte der Klinikleiter. Berechnungen haben gezeigt, dass eine zusätzliche Facharztstelle für Kardiologie in österreichischen Kliniken nicht mehr als einen Cent je Einwohner und Jahr kostet.

Link:

Österreichische Kardiologische Gesellschaft