Rumänischer Zuhälterring zerschlagen

Das Landeskriminalamt Tirol hat einen rumänischen Zuhälterring in Innsbruck zerschlagen. Im Rahmen einer konzertierten Großaktion wurden Montagfrüh zeitgleich fünf Wohnungen durchsucht und sechs Personen festgenommen.

Seit Ende 2014 führte das Landeskriminalamt im Großraum Innsbruck intensive Ermittlungen gegen eine mehrköpfige, rumänische Zuhältergruppe durch. Die Gruppe steht laut Polizei im Verdacht, mehrere Delikte, insbesondere Menschenhandel, Zuhälterei, grenzüberschreitenden Prostitutionshandel sowie eine Vergewaltigung begangen zu haben. Die Ermittlungen ins Rollen brachte eine der betroffenen Frauen, die sich der Polizei anvertraute.

Christoph Hundertpfund

ORF

Christoph Hundertpfund vom Landeskriminalamt Tirol

Die kriminelle Vereinigung lockte laut Chefermittler Christoph Hundertpfund junge Frauen unter falschen Voraussetzungen von Rumänien nach Innsbruck, um sie hier gezielt der Prostitiution zuzuführen. Zehn bis 15 junge Mädchen wurden innerhalb der letzten Jahre von verschiedenen Mitgliedern dieser Gruppierung nach Österreich gebracht. Involviert in die kriminelle Vereinigung war offenbar auch eine Reinigungsfirma in Innsbruck, die in einigen Fällen Lohnauszahlungen an rumänische Mädchen tätigte, obwohl diese nie dort gearbeitet haben.

Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen

Die angeworbenen Mädchen, die laut Hundertpfund meist aus ärmlichen Verhältnissen stammen und in ihrem Heimatland kaum Zugang zu Bildungseinrichtungen haben, wurden unter Vorspiegelung eines Liebesverhältnisses nach Österreich gelockt. Nach der sogenannten „Loverboy-Methode“ wurde ihnen eine schöne Zukunft versprochen. Den Frauen wurden sowohl die Ehe, die Schaffung eines Eigenheims, als auch die Gründung einer Familie in Aussicht gestellt. Auch ein Arbeitsplatz als Kellnerin wurde einigen versprochen. Entgegen dieser Versprechungen wurden die Personen dann jedoch der Prostitution zugeführt. Die Mädchen wurden laut Polizei hauptsächlich an legale Bordelle vermittelt, wobei die beiden Hauptbeschuldigten auch Haus- und Hotelbesuche bei Freiern organisierten.

Druck auf Frauen ausgeübt

Wie die Ermittlungen der Polizei ergaben, wurde auf die Frauen massiver Druck ausgeübt, um sie zur Herausgabe des im Rahmen der Prostitution erwirtschafteten Geldes zu nötigen, beziehungsweise um sie anzutreiben, noch mehr Freier zu bedienen. Fast immer musten die Mädchen das gesamte von ihnen erwirtschaftete Geld an die beiden Hauptbeschuldigten abführen. Da den Frauen nur mehr wenige Euro zum Leben blieben und sie der deutschen Sprache nicht mächtig waren, gerieten die Frauen immer mehr in eine totale Abhängigkeit von den Tatverdächtigen. Aktuell dürften für den Hauptbeschuldigten insgesamt sieben Frauen gearbeitet haben.

Sechs Festnahmen

Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Innsbruck wurden am Montag in den Morgenstunden im Großraum Innsbruck fünf Wohnungen und mehrere Pkws durchsucht und zehn Zeugen einvernommen. Es wurden sechs Mitglieder der kriminellen Vereinigung festgenommen. Bei den Tatverdächtigen handelt es sich um rumänische Staatsangehörige. Einer der Hauptbeschuldigten wurde in einem Wellnesshotel in Seefeld festgenommen, ein zweiter in Vorarlberg. Zwei weitere Personen, die nicht angetroffen wurden und die sich offenbar im Ausland befinden, werden per Haftbefehlt gesucht. Im Zuge der Amtshandlungen wurden auch drei Pkws konfisziert, umfangreiches Beweismaterial sowie Geld und Sachwerte in der Höhe von 40.000 Euro sichergestellt. Am Polizeigroßeinsatz waren mehr als 80 Beamte, darunter auch 18 Spezialkräfte der Cobra beteiligt.