Neue Zahlen zum Cannabiskonsum in Tirol
Zwischen 30 und 40 Prozent der jungen Erwachsenen in Tirol haben nach Schätzungen einmal in ihrem Leben Erfahrung mit dem Konsum von Cannabis. Nur ein Bruchteil davon konsumiert Cannabis aber regelmäßig und in einem Ausmaß, das gesundheitsgefährdend ist, beziehungsweise eine Abhängigkeit verursacht, berichtete Birgit Keel, die Geschäftsführerin der Suchtberatung Tirol.
Energy Drinks als Einstiegsdroge
Nach den Erfahrungen der Suchtberatung kommt der Cannabis-Konsum in der lebenszeitlichen Reihenfolge meist an vierter Stelle. Junge Menschen hätten häufig bereits Erfahrungen mit Nikotin und Alkohol bevor sie zu einer illegalen Droge greifen würden, sagte Birgit Keel im ORF Interview. Auch Energy Drinks, die viele Jugendliche konsumieren, könnten eine Einstiegsdroge sein, warnt Keel.
Suchtberatung Tirol/Kundraditz
Im letzten Jahr betreute die Suchtberatung 365 Personen mit Cannabis als sogenannter „Leitdroge“. Der Großteil der Betroffenen war männlich und zwischen 25 und 30 Jahre alt. Jeder fünfte Klient kam freiwillig, alle anderen wurden unter anderem von Gerichten überwiesen. Deshalb fordert der Gesundheitspsychologe Dietmar Kamenschek im ORF Interview eine Entkriminalisierung der Konsumenten.
Nur wenige entwickeln eine Abhängigkeit
Kamenschek unterscheidet zwischen zwei Gruppen. Einerseits gebe es „Neugier-Konsumenten“ und „Gelegenheits-Kiffer“ mit einem weitestgehend unschädlichen Konsummuster. Regelmäßige Cannabis-Konsumenten und sogenannte „Kampf-Kiffer“ hingegen hätten gesundheitliche, rechtliche und psychosoziale Risikofaktoren. Bedenklich und gefährlich werde es laut Kamenschek, wenn Cannabis wie ein Medikament eingesetzt werde. Nur sehr wenige Gewohnheitskonsumenten würden eine Abhängigkeit entwickeln.
Kostenlose Beratung
In neun Beratungsstellen bekommen Süchtige in Tirol Hilfe. Insgesamt betreute die Suchtberatung Tirol im vergangenen Jahr 655 Klienten und 189 Angehörige. Der Verein bietet in allen Tiroler Bezirken kostenlos Beratung, Betreuung und Begleitung von drogengefährdeten und drogenabhängigen Personen mit illegalem Substanzkonsum an.