Jagdgesetz treibt Keil in Jägerschaft

Die geplante Novelle des Tiroler Jagdgesetzes war Donnerstagabend Thema einer Livediskussion im Studio 3. Dabei wurde deutlich, wie sehr diese Gesetzesänderung die Jägerschaft in Tirol in zwei Lager spaltet. Einigkeit gibt es nur in wenigen Punkten.

Der Entwurf für das Jagdgesetz zielt wie berichtet darauf ab, dass der Zustand des Waldes verbessert werden muss. Erhöhte Abschusspläne vor allem beim Rotwildbestand, fixe Fütterungszeiten und weitere Maßnahmen sollen Verbiss- und Schälschäden reduzieren - mehr dazu in Koalition beschließt Novelle zum Jagdgesetz.

Studio 3 Arena Jagsgesetz

ORF

Mit Sybille Brunner am Podium diskutierten Benjamin Kerschbaumer (Jäger und Bauer, Gries a. Br.), Josef Edenhauser (ÖVP-Landtagsabgeordneter und Mitverhandler der Jagdgesetz-Novelle), Anton Larcher (Landesjägermeister), Egon Fritz (Österreichische Bundesforste)

Kritiker attackieren Vorstand scharf

Diese Verjüngungsdynamik des Waldes, sei in dieser Form ein Kniefall vor dem Forst und in vielen Details schlecht verhandelt, kritisierte Benjamin Kerschbaumer, Jäger und Bauer aus Gries am Brenner. Das Jagdgesetz bringe kaum spürbare Erleichterungen für die Jäger, dafür eine Zunahme an Bürokratie. Er saß als Vertreter jener Jäger am Podium, die gegen Landesjägermeister Anton Larcher einen Misstrauensantrag eingebracht haben - Misstrauensantrag gegen Landesjägermeister.

Larcher um Kalmierung bemüht

Ein neues Gesetz sei letztendlich immer ein Kompromiss, erklärte Landesjägermeister Anton Larcher. Es sei aber gelungen, in intensiven Verhandlung dutzende Änderungsvorschläge im Gesetzesentwurf unterzubringen. An der Verjüngungsdynamik führe jedoch kein Weg vorbei, zumal sie Teil der Koalitionsvereinbarung sei. Letztendlich sei es auch richtig, so Larcher, dass Forst und Jagd künftig konsensorientierter zusammenarbeiten müssen. Denn der Jäger allein könne das Problem der Waldschäden nicht lösen.

Unterstützung bekam Larcher für seine Argumente am Podium von Josef Edenhauser - ÖVP-Landtagsabgeordneter und Mitverhandler der Jagdgesetz-Novelle und auch von Egon Fritz von den Bundesforsten. „Wir brauchen keine Fronten, sondern Gemeinsamkeiten“, betonte etwa Edenhauser. Das neue Jagdgesetz ziele darauf ab, dass Grundeigentümer, Jagdpächter und Forst gemeinsame Lösungen finden müssen.

Breite Mehrheit gegen kleinere Eigenjagden

Schuldig blieb Edenhauser die Antwort auf die Frage, wie viele Grundeigentümer in Tirol von der geplanten Flächenreduktion bei Eigenjagden profitieren werden. Diese lehnt die Jägerschaft mehrheitlich ab. Die Landesregierung plant, dass Eigenjagden zwei Jahre lang bereits mit 115 Hektar genehmigt werden können. Ab 2017 sollen sie dann wieder mindestens 300 Hektar haben müssen. Eine Übergangsregelung für Günstlinge, kritisierte ein Besucher und erntete dafür Applaus - ebenso wie Benjamin Kerschbaumer, der erklärte, das Jagden mit einer derart geringen Fläche nicht wildökologisch zu betreiben seien.

Kritik auch an Bundesforsten

Auch der Forstvertreter am Podium, Egon Fritz, musste Kritik einstecken. Die jahrzehntelang betriebene Fichtenmonokultur habe ihren Beitrag zum Wildverbiss geleistet, bemerkte ein Zuschauer. Und auch die Schutzwaldproblematik sei verschlafen worden. Umso wichtiger sei es, dass man künftig an einem Strang ziehe, erwiderte der Vertreter der Bundesforste.

Mehr Ruheflächen und Zweifel am Rotwildbestand

Große Zweifel äußerten die Jäger - in diesem Punkt war man sich ebenfalls einig - am geschätzten Rotwildbestand von 30.000 Stück in Tirol. Daran orientieren sich die künftigen Abschusspläne, die zum Ziel haben, den Bestand auf 20.000 Stück Rotwild zu reduzieren.

In einem Wald, in dem das Wild auch bei dichtem Bestand viel Ruhe hat, gebe es kaum Verbissschäden, erneuerte Larcher seine Forderung nach mehr Ruheflächen. Damit könne wesentlich mehr erreicht werden als mit erhöhten Abschusszahlen, die ohnedies nur schwer oder kaum eingehalten werden könnten.

Trennendes stärker als Verbindendes

Auch wenn in wesentlichen Punkten Einigkeit unter den Jägern herrscht so wird am Misstrauensantrag gegen Anton Larcher nichts vorbei führen. Larcher wiederum kündigte im Zuge der Arena-Diskussion an, dass er seine Amtsperiode, die bis 2018 dauert, nicht vorzeitig beenden wird. Wenngleich er eingesteht, dass sein Vorsatz, Brücken bauen zu wollen, noch nicht gelungen sei. Vielmehr sind tiefe Gräben innerhalb der Jägerschaft entstanden, die das Image der Weidmänner und des Jägerverbandes zunehmend trüben.

Stefan Lindner; tirol.ORF.at

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