Forum Alpbach diskutiert „UnGleichheit“

Das Forum Alpbach im Sommer 2015 steht im Zeichen des Themas „UnGleichheit“. Präsident Franz Fischler hat Nobelpreisträger, EU-Kommissare oder Modemacherin Vivienne Westwood eingeladen. Er möchte, dass die Diskussionen lebendiger werden. Kunst und Kultur sollen eine größere Rolle spielen.

Das Europäische Forum Alpbach findet heuer vom 19. August bis zum 4. September statt. Zum 70-jährigem Jubiläum ist das Thema: Wie viel UnGleichheit verträgt Europa? Aber auch die Russland- und Ukraine-Krise werden eine Rolle spielen.

Arzt berichtet über Spital für Nicht-Versicherte

Die griechische Schuldenkrise bleibt dabei nicht Bankern und Politikern vorbehalten. Auf den Notstand im griechischen Gesundheitswesen wird gleich zum Forums-Beginn ein Schlaglicht geworfen: Ein griechisches Ärzteteam, das ein Spital für Patienten ohne Krankenversicherung betreibt, reist aus Athen an.

Mehr als ein Viertel der griechischen Bevölkerung ist ohne Krankenversicherung, die Zahl ist mit der gestiegenen Arbeitslosigkeit explodiert. Einer der ersten Ärzte, der mit befreundeten Kollegen ein privat spendenfinanziertes Spital aufgezogen hat, ist Georgios Vichas. Seine Kritik am Sparzwang und Zusammenbruch des staatlichen Gesundheitswesens wird längst über die griechischen Grenzen hinaus gehört. Bei den Gesundheitsgesprächen stellt Vichas sein Sozialspitalmodell nun den Teilnehmern am 70. Europäischen Forum Alpbach vor.

Mehr Praxisbezug

Vichas ist laut Forums-Präsident Franz Fischler einer von 50 Pionieren aus Europa, die mit ihren Initiativen im Gesundheits- bzw. Sozialwesen oder in der Wissenschaft Ungleichheiten anprangern und Stolpersteine aus dem Weg räumen wollen. „Mit dem Thema legen wir den Finger in eine klaffende Wunde der Gesellschaft.“ Neben der traditionellen Suche nach politischen Antworten will sich das Forum stärker Praxisthemen widmen. Neben bekannten Wirtschaftskapitänen kommt etwa ein dänischer Firmengründer zu Wort, der Beschäftigte mit Autismus in Firmen integriert.

4.500 Teilnehmer erwartet

Hunderte nationale und internationale Vertreter und Sprecher aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft reisen im August und September ins Tiroler Bergdorf. 4.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt werden erwartet. Auch zahlreiche Politiker werden erwartet. So ist Bundespräsident Heinz Fischer angekündigt. Von der Regierung haben bisher die Minister Wolfgang Brandstetter, Rudolf Hundstorfer, Sophie Karmasin, Sebastian Kurz, Reinhold Mitterlehner, Sabine Oberhauser, Hans Jörg Schelling, Andrä Rupprechter und Alois Stöger zugesagt.

Breites Spektrum bei Vortragenden

Die Russland- und Ukrainekrise wird „natürlich“ eine Rolle spielen, hieß es am Dienstag bei der Auftaktpressekonferenz am Dienstag. Ebenso die „Tragödien im Süden und in Nahost“. Abseits von Politprominenz, Staatslenkern oder EU-Kommissionsvertretern sind Menschenrechtsaktivisten und Nobelpreisträger eingeladen, unter ihnen Yetnebersh Nigussie, Jose Ramos-Horta oder Daniel Shechtman. Unter den Vortragenden ist auch die britische Modemacherin und Polit-Aktivistin Vivienne Westwood. Ihr Mann Andreas Kronthaler stammt aus Tirol.

Künstler bei jeder Veranstaltung

So wie am Beginn gleich nach dem Krieg 1945 sollen in Zukunft wieder Kultur und Kunstschaffende eine größere Rolle beim Forum Alpbach spielen, sagte Fischler. Jede Veranstaltung soll heuer mit einer „künstlerischen Intervention“ starten. Die Kunstschaffenden sollen sich zudem stärker unter die Diskutanten mischen. Mit fachspezifischen Panel-Diskussionen mit fünf Diskutanten, die mehr oder weniger den gleichen Mainstream vertreten, will er überhaupt eher aufräumen. Das rege zu wenig zum Denken an. Gerade bei den Finanz- und Wirtschaftsgesprächen will er „Auseinandersetzung“ und Kontroverse sehen.

Baustelle um das Kongresszentrum

Rund um das Kongresszentrum ist heuer im Sommer Baustellenzone. Das Tagungszentrum wird massiv erweitert. Den Löwenanteil des 10,5-Millionen-Projekts trägt das Land Tirol, je eine Million kommt von Alpbach sowie von Südtirol und Trient, die beide mehr Aktivitäten ins österreichische Alpbach verlegen wollten - mehr dazu in Congress Centrum Alpbach wird ausgebaut . Wer das Forum im Internet verfolgen will, kann dies mittels Livestream tun.

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