Erinnerung an einen Ausnahmemusiker

Der Tiroler Komponist Werner Pirchner würde am Freitag seinen 75. Geburtstag feiern. Der Ausnahmemusiker, der am 10. August 2001 im 61. Lebensjahr verstarb, hat in der Musikgeschichte Österreichs ein bedeutendes Kapitel mitgeschrieben.

Wer auch immer das Glück hatte, Werner Pirchner kennenzulernen, der wird ihn wohl kaum jemals vergessen können. Uneitel war er und ehrlich, offen mit einem großen Wortwitz und einem ebenso großen Herzen, das er oft auf der Zunge trug.

Werner Pirchner

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Werner Pirchner in „Der Untergang des Abendlandes“

Geboren am 13. 2. 1940 in Hall war Musik etwas, das ihn früh fasziniert hat, wie er in einem Interview erzählte. „Ich hatte eine kleine Kindertrompete, mit der ich nur einen Ton spielen konnte. Dann hab ich mal eine Blaskapelle gehört, die verschiedene Töne gespielt hat. Da hab ich mir gedacht, dass jeder eine Trompete mit einem anderen Ton hat und dass sie abwechselnd spielen. Das hat mich sehr bechäftigt.“

Begeisterungsstürme beim Jazzfest Montreux

Von der Kindertrompete zum Akkordeon und von dort zum Vibraphon: Werner Pirchner erntete musikalische Lorbeeren als er gemeinsam mit Harry Pepl im legendären JazzZwio beim Jazzfest Montreux für internationale Begeisterungsstürme sorgte. Doch es blieb nicht beim Jazz: „Ich hab bei den Jugendkulturwochen den Urbanner kennengelernt, den Heinz Karl Gruber, den Zykan und den Schwertsik und später dann auch den Cerha. Und auch der Ligety war da. Da ist mir klar geworden, dass ich nur einen winzigen Ausschnitt der Musik kenne. Dann habe ich mich mit Zwölftonmusik beschäftigt, hab die ganzen Darmstätter Beiträge und John Cage gelesen und mich total hineingetigert.“

Werner Pirchner

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Werner Pirchner bei den Klangspuren Schwaz

Pirchners radikale Ehrlichkeit

Werner Pirchners Kompositionen wurden im Konzerthaus und im Musikverein in Wien uraufgeführt. Der Tiroler schrieb Film- und Theatermusik unter anderem für die großen Theater in Wien, für die Tiroler Volksschauspiele Telfs, das Theater der Jugend und das Jugendmusikfest des Steirischen Herbst. Als Werner Pirchner 1973 sein „Halbes Doppelalbum“ einspielte, schlugen die Wellen hoch: Nicht jeder konnte mit dieser herausfordernden und radikalen Ehrlichkeit umgehen.

Sendungshinweis:

„Tirol heute", 13. 2. 2015
19.00 Uhr in ORF“

Ehrenzeichen des Landes Tirol

25 Jahre später hatte die Landespolitik ihren großen Sohn längst zu schätzen gelernt. 1997 erhielt der Komponist das Ehrenzeichen des Landes Tirol. „Da war ich sprachlos. Ich hab sie gefragt, ob sie schon wissen, was sie tun. Ich fragte: Wisst ihr, was ich schon alles gesagt habe? Kennt ihr auch das ‚Halbe Doppelalbum‘ und den ‚Untergang des Abendlandes?‘ Und sie sagten: ‚Ja‘. Ich habe gesagt: ‚Das muss ich mir überlegen!‘“, erinnerte sich Pirchner.

Werner Pirchner schrieb das Sounddesign für Österreich 1 und von 1995 - 2001 die Musik zu Hofmannsthals „Jedermann“ bei den Salzburger Festspielen. Werner Pirchner starb am 10. August 2001. Mit ihm verlor Tirol einen bodenständigen Querkopf voll Witz und Herzensgüte.

Link:

Patrizia Jilg, tirol.ORF.at