Behinderten-Beschäftigung leicht gemacht

Das Projekt Job-Fit für Unternehmen hilft bei der Einstellung von Behinderten. Immer noch verhindern falsche Vorstellungen die Behindertenbeschäftigung, wie die Angst, den Mitarbeiter nicht mehr loszuwerden oder die Firma rollstuhlgerecht umbauen zu müssen.

Anlass, sich bei Job-Fit für Unternehmen beraten zu lassen, ist in vielen Fällen, wenn ein Betrieb die Vorschreibung der Ausgleichstaxe erhält. Pro 25 Mitarbeiter muss ein Betrieb einen Menschen mit Behinderung beschäftigten, andernfalls ist eine Abschlagszahlung von derzeit 248 Euro zu bezahlen (Stand Jänner 2015).

Job-Fit für Unternehmen:
ist ein Projekt, das ausdrücklich an Betriebe adressiert ist. Es ist kostenlos, die Beraterin kommt in das Unternehmen, informiert, hilft bei Anträgen und Förderungen.

Von wegen „unkündbar“ ...

Laura Masuch ist Unternehmensberaterin bei Job-Fit. Ihrer Erfahrung nach sind falsche Vorstellungen und Irrtümer die größten Hindernisse, dass Menschen mit Beeinträchtigungen angestellt werden. Da wäre einmal die Angst, dass wer als „begünstigter Behinderter“ gilt, de facto unkündbar sei. „Ein Irrtum“, sagt Masuch, „denn das Gesetz wurde vor Jahren geändert!“ Richtig sei vielmehr, dass der besondere Kündigungsschutz erst nach vier Jahren in Kraft trete, während der ersten vier Beschäftigungsjahre gelten die gleichen Bedingungen wie für andere Dienstnehmer auch.

Betriebsberatung Job-Fit für Unternehmen

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Beraterin Laura Masuch

... und überflüssigen Baumaßnahmen

Ein anderer Irrtum betrifft den Arbeitsplatz selbst. Oft hätten Unternehmer Sorge, den ganzen Betrieb umbauen zu müssen, wenn sie einen Behinderten einstellen. „Unlängst hatten wir eine Firma, die vor der Entscheidung stand, einen Jugendlichen mit einer Fehlbildung der Hand als Lehrling zu nehmen.“ Die Sorge, alle Räume inklusive Toiletten umbauen zu müssen, führte den Betrieb zu Job-Fit.

In einer kurzen Beratungseinheit, so Masuch, wurden die Ängste ausgeräumt, daraufhin erhielt der Jugendliche die Lehrstelle. „Die Betriebe sind meistens total erleichtert, wenn sie hören, dass man nichts umbauen muss und wie unproblematisch die Beschäftigung von Behinderten sein kann“, so die Beraterin.

Tumor und Diabetes, nicht Rollstuhl oder Blindenstock

Das Klischee vom Behinderten als Rollstuhlfahrer sitze fest in den Köpfen auch der Unternehmer, so die Erfahrung von Masuch. Sehr viel öfter gehe es nämlich um Menschen z.B. nach einer Tumorerkrankung, mit einer chronischen Krankheit, nach einem Bandscheibenvorfall oder einem Arbeitsunfall. „Auch jemand mit Diabetes kann als begünstigter Behinderter eingestuft sein, aber im Kopf der Leute geht es immer nur um den Rollstuhlfahrer….“ Dementsprechend würden Leistungsfähigkeit und im bisherigen Berufsleben schon erworbenes Fachwissen oft völlig unterschätzt.

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Schonung gibt es im Vier-Sterne-Betrieb für keine Mitarbeiter.

Tourismusbetrieb setzt auf Leistung

Aqua-Dome, Therme und Vier-Sterne-Hotel im Ötztal, hat das Angebot von Job-Fit für Unternehmen in Anspruch genommen. Zwei Frauen mit Lernschwierigkeiten sind dort seit rund dreieinhalb Jahren im 50-köpfigen Küchenteam. Die Beschäftigung der beiden hing von ihrer Leistung ab, berichtet Kathrin Pult, Personalchefin von Aqua Dome. „Was unmöglich wäre, ist, dass immer jemand daneben steht und Anweisungen gibt oder die Arbeit der beiden beaufsichtigt. Also entweder schaffen sie’s selbständig oder nicht!“. Eine einmonatige Probezeit und die kostenlose Begleitung durch Job-Fit an Ort und Stelle machten klar, dass es geht.

Job-Fit für Unternehmen wird seit 2011 von innovia, Büro für Service und Beratung zur Chancengleichheit, angeboten. Zum Angebot gehören auch Workshops für Mitarbeiter und Führungskräfte sowie die Herstellung von Kontakten zu einschlägigen Angeboten wie z.B. Fördergebern, Ämtern oder AMS. Job-Fit wird vom Sozialministeriumservice finanziert und evaluiert. Pro Jahr nehmen rund 100 Betriebe diese Beratung in Anspruch.

Ulrike Finkenstedt, tirol.ORF.at

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