Ausländische Medizinstudenten gehen fort

Vier von fünf ausländischen Medizinstudenten verlassen nach dem Studium Tirol wieder. Das hat eine Erhebung des Wissenschaftsministeriums ergeben. Angesichts des Ärztemangels sei das eine unbefriedigende Situation, heißt es dazu von der Medizin-Uni Innsbruck.

Befragungen ausländischer Medizin-Studenten an österreichischen Unis haben schon bisher nahegelegt, dass die Mehrheit nach dem Abschluss nicht als Arzt in Österreich bleiben möchte. Nur dass es soviele sind, wusste man nicht.

Nun gibt es erstmals Zahlen, wo sie dann tatsächlich arbeiten: Demnach sind 79 Prozent der deutschen Absolventen und 56 Prozent der übrigen Absolventen mit ausländischem Maturazeugnis nicht in Österreich berufstätig.

Enttäuschend für Uni Innsbruck

Das sei eine unbefriedigende Situation, meint der für Lehre zuständige Vizerektor der Medizin Uni Innsbruck Peter Loidl. Er sieht die Politik in der Pflicht. Diese müsse die Rahmenbedingungen für Jungärzte ändern, wie z.B. die Anhebung der Einstiegsgehälter. An der Uni selbst wolle man die Ausbildung für Allgemeinmediziner attraktiver machen. Die Ausbildung eine Arztes an der Medizin Uni Innsbruck kostet rund 150.000 Euro.

Anlass war Anfrage der NEOS

Die Zahlen gehen aus einer Folgebefragung hervor, für die erstmals die tatsächliche Berufssituation der Absolventen der Human- und Zahnmedizin an den Medizin-Unis Wien, Graz und Innsbruck der Jahrgänge 2011 bis 2013 untersucht wurde (553 Personen, Rücklauf: 56 Prozent). Die Daten hat Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) in einer Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der NEOS veröffentlicht.

Deutsche bleiben noch seltener als befürchtet

Konkret sind 68 Prozent der deutschen Absolventen mittlerweile in Deutschland tätig, elf Prozent in einem anderen Land und 21 Prozent in Österreich. Damit sind sogar noch etwas weniger Deutsche in Österreich geblieben, als das die bisherigen Befragungen im letzten Studienjahr erwarten ließen: So hatten 2012 rund 74 Prozent vor, nicht in Österreich berufstätig zu werden. 2013 waren es 77 und 2014 rund 70 Prozent. Rund sechs von zehn Befragten haben damals angegeben, sie würden nach dem Abschluss gerne in Deutschland arbeiten.

Dafür sind etwas weniger Absolventen mit einem anderen ausländischen Maturazeugnis im Ausland tätig, als sie das laut Befragungen beabsichtigt haben (2012: 57 Prozent, 2013: 65 Prozent, 2014: 63 Prozent). Für Aussagen, wo sie tatsächlich arbeiten, sind die Befragungsergebnisse laut Anfragebeantwortung nicht repräsentativ.

Studie bestätigt alte Befürchtungen

Seit 2006 gilt für das Medizinstudium eine Quotenregelung: 75 Prozent der Plätze für Human-und Zahnmedizin sind für österreichische Maturanten reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger. Diese Vorgabe war ursprünglich von der EU-Kommission wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern bekämpft worden.

Bis 2016 wurde allerdings ein Moratorium gewährt: Bis dahin muss Österreich nachweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gesichert ist - dies vor allem deshalb, weil Studenten aus Deutschland (sie stellen die große Mehrheit der Studenten aus EU-Ländern, Anm.) nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen und dem heimischen Gesundheitssystem damit nicht zur Verfügung stehen.