Tagung zu fair produzierten Lebensmitteln

Ausbeutung ist in der Lebensmittelproduktion – etwa bei Erntehelfern - keine Seltenheit. Die Lebensmittel landen auch in österreichischen Supermärkten. An der Universität Innsbruck findet derzeit eine internationale Tagung zum Thema Ausbeutung in der Lebensmittelproduktion statt.

Hungerlöhne, Slums und Illegalität seien der Alltag tausender afrikanischer Asylwerber, die als Erntehelfer in Süditalien arbeiten, sagt Gilles Reckinger von der Universität Innsbruck. Er ist der Frage nachgegangen, was mit den Flüchtlingen passiert, die mit Booten in Lampedusa landen und um Asyl bitten.

50 Cent für 22 Kilo gepflückte Orangen

„Während des Asylverfahrens werden sie wegen Platzmangel in den Lagern entlassen und müssen sich durchschlagen. Sie haben überhaupt keine Unterstützung, keine Papiere und keine Rechte. Solche Leute landen dann als Tagelöhner auf den Obstplantagen,“ so Reckinger.

In der Region Kalabrien leben hunderte dieser Erntehelfer in Slums, weil Wohnungen für sie nicht leistbar sind. „Für eine 22 Kilo schwere Kiste voll gepflückter Orangen bekommt der Arbeiter 50 Cent," erzählt Reckinger.

Ausbeutung auch in Deutschland und Kanada

„Die Bedingungen sind schlecht, ich verdiene 30 Euro am Tag und das ist noch gut. Andere bekommen 20 oder 25 Euro und müssen davon noch fünf für den Transport zu den Feldern bezahlen“, sagt Lamine Touré aus Senegal. Er arbeitet seit vielen Jahren als Erntehelfer in Süditalien. Am Tag pflücke er eine Tonne Orangen. Einen Vertrag habe ihm sein Arbeitgeber lange verweigert.

Beispiele für Ausbeutung in der Lebensmittelproduktion gebe es auch in Spanien, Kanada und Deutschland, sagt Patrick Schreiner vom Deutschen Gewerkschaftsbund Niedersachsen: „Es kommen immer mehr mobile Wanderarbeiter nach Deutschland. Sie werden über dubiose Vermittler geschickt und sind zu äußerst schlechten Arbeitsbedingungen tätig. U.a. in der Lebensmittelproduktion als Erntehelfer oder in Schlachtereien.“

Handel könnte Druck ausüben

Bei den Handelsketten sei das Problem der Ausbeutung in den vergangenen Jahren immer mehr ins Bewusstsein gerückt, sagt Michael Schaller, Unternehmensberater, der unter anderem für REWE arbeitet. Der Lebensmittelhandel habe durchaus die Möglichkeit, die Produktionsbedingungen zu kontrollieren, sagt Schaller, eine zweite Frage sei das Interesse daran. „Wir schauen uns die Situation vom Produzenten bis zur Filiale an und versuchen beim Landwirt sicherzustellen, dass soziale Mindeststandards eingehalten werden.“, so Schaller.

Eine andere Möglichkeit sei der direkte Kontakt zum Landwirt, sagt Michael Lamm, der bei der Tiroler Supermarktkette M-Preis für den Obst- und Gemüseeinkauf zuständig ist: „Wir haben zum Beispiel ein Familienunternehmen in Kalabrien, das uns im Winter mit Bio-Clementinen und Bio-Orangen beliefert. Die Lieferung erfolgt direkt ohne Zwischenhändler, somit bekommt der Bauer den gesamten Preis. Aber von je weiter ein Produkt herkommt, umso schwieriger wird die Kontrolle.“

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