Eltern kostet die Schule Millionen

Tirols Eltern stecken die letzten Schulwochen rund sechs Millionen Euro in Nachhilfeunterricht, so die jüngste Studie der Arbeiterkammer. AK-Präsident Erwin Zangerl ortet erneut Systemfehler, fordert mehr Förderunterricht und den Ausbau von ganztägigen Schulformen in allen Regionen.

Der Schulschluss rückt näher. Doch neben der Vorfreude auf die großen Ferien heißt das für viele Schüler auch lernen, lernen, lernen, um schlechte Noten noch rechtzeitig zu verbessern. Eltern müssen dafür tief in die Tasche greifen. Das belegt auch heuer die aktuelle AK Studie „Nachhilfe in Tirol“.

„Sechs Millionen Euro müssen Tiroler Eltern im Schuljahr 2013/14 für die Hilfe beim Lernen ausgeben. Jeder betroffene Haushalt wird mit durchschnittlich 619 Euro für Nachhilfe belastet“, so AK Präsident Erwin Zangerl. Damit dürfte die Summe der Ausgaben gegenüber den Vorjahren zwar leicht zurückgegangen sein, als spürbare Entlastung kann dies aber dennoch kaum interpretiert werden. Österreichweit mussten die Eltern 109 Millionen Euro für private Nachhilfe zahlen.

Schwächen des Bildungssystems werden sichtbar

„Nachdenklich müssten die Studien-Ergebnisse vor allem deshalb machen, weil sich für die betroffenen Familien seit unserer ersten Umfrage 2009/10 offensichtlich keine gravierenden Verbesserungen ergeben haben. Die persönliche, aber auch die finanzielle Belastung machen ihnen weiter schwer zu schaffen“, betont Zangerl. „Daneben dürfen wir aber nicht übersehen, dass sich im Nachhilfe-Bedarf die Schwächen unseres Bildungssystems wohl am besten äußern. Er bedeutet doch nichts anderes, als dass viele Schüler die vorgegebenen Lernziele ohne Unterstützung gar nicht erreichen könnten.“

Mathematik ist „Angst-Fach“

Die AK Tirol fordert eine intensivere schulische Förderung im Regelschulbetrieb, die durch den Ausbau schulischer Fördermaßnahmen erreicht werden kann - insbesondere für das „Angst-Fach“ Mathematik. In diesem Fach ist am meisten Nachhilfe nötig.

Weiteres spricht sich Zangerl für die Einführung eines Modulsystems in der Oberstufe aus und für möglichst verständlichen Unterricht, für mehr Zeit für das Üben des Stoffes an den Schulen und für mehr Nachmittagsbetreuung mit Förderunterricht sowie Klassenteilungen in einzelnen Fächern. Zangerl erneuert zudem seine Forderung nach Ganztagsschulen sowie den Ausbau der kostengünstigen Angebote an institutioneller Betreuung in den Ferien mit Lernhilfe und individueller Förderung.

Die AK-Studie in Zahlen

  • In einem Drittel der Tiroler Haushalte mit zumindest einem Schulkind müssen die Eltern fast täglich mit den Kindern lernen. Fast zwei Drittel der Eltern sind zumindest teilweise überfordert, wenn sie bei den Hausaufgaben helfen, das Wissen vor Tests oder Schularbeiten überprüfen oder ihr Kind in bestimmten Fächern unterstützen wollen.
  • 27 Prozent der Tiroler Eltern leiden stark unter dem Stress, der daraus entsteht, dass schulische Aufgaben innerhalb der Familie erledigt werden müssen.
  • 23 Prozent der Tiroler Eltern bestätigten, dass zumindest eines ihrer Kinder im laufenden Schuljahr oder den letzten Sommerferien externe Nachhilfe benötigt hat: Bei 15 Prozent war es eine bezahlte Nachhilfe (19 Prozent im bundesweiten Schnitt). Hier wurde ein leichter Rückgang gegenüber der Vorjahres-Studie verzeichnet.
  • Der Gesamtbedarf an Nachhilfe ist mit 32 Prozent jedoch deutlich größer. Schließlich sind auch jene neun Prozent der Eltern hinzuzurechnen, die zwar Unterstützung gebraucht hätten, diese aber – meist aus finanziellen Gründen – nicht engagieren konnten. Auf Basis der Schulkinder haben in Tirol 15 Prozent eine externe Nachhilfe eingesetzt, bei zehn Prozent handelte es sich um bezahlte Nachhilfe.
  • Die Notwendigkeit für eine Nachhilfe ergibt sich nicht daraus, dass die Eltern mit ihren Kindern zu wenig lernen würden. Deren zeitliches Engagement ist deshalb nicht geringer. Vor allem in Mathematik (69 Prozent) und in Fremdsprachen (41 Prozent) brauchen Tiroler Kinder Nachhilfe, in etwas größerem Abstand folgt das Fach Deutsch (24 Prozent).
  • 17 Prozent der Eltern wurde von Lehrern nahegelegt, eine Nachhilfe zu engagieren, damit ihr Kind das heurige Schuljahr erfolgreich beenden kann. Für bezahlte Nachhilfe werden in Tirol übrigens fast gleichermaßen Lehrkräfte (36 Prozent) und Nachhilfeinstitute (38 Prozent) engagiert.
  • 4 von 10 Tiroler Haushalten mit Nachhilfebedarf benötigen für ihr Kind das ganze Schuljahr über Nachhilfe. In der Hälfte der Fälle brauchen die Kinder vor Schularbeiten oder Tests private Nachhilfe. Das angestrebte Ziel wird in 86 Prozent der Fälle auch erreicht.
  • Jeder betroffene Haushalt gibt im Schuljahr 2013/14 inklusive der vorangegangenen Sommerferien durchschnittlich 619 Euro für Nachhilfe aus. Der Betrag liegt zwar über jenem des vorangegangenen Schuljahres (562 Euro), allerdings wurden heuer auch die voraussichtlichen Kosten bis zum Schuljahresende erhoben, deshalb ist ein direkter Vergleich nicht möglich. Insgesamt dürfte das Volumen des Nachhilfemarkts leicht rückläufig sein.
  • Die Eltern geben im Schnitt (bundesweit) 911 Euro für Kinder in AHS-Oberstufen, 827 Euro in AHS-Unterstufen, 712 Euro in BHS, 682 in Neuen Mittelschulen, 598 Euro in Hauptschulen, 517 Euro in BMS und noch immer 570 Euro in Volksschulen aus.

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