Sechs Jahre lang keinen Gutachter gefunden

Am Freitag hat am Landesgericht Innsbruck die Neuauflage des Spionageprozesses gegen einen ehemaligen Mitarbeiter von Plansee begonnen. Sechs Jahre nachdem das Ersturteil vom Oberlandesgericht aufgehoben wurde.

Gut Ding braucht Weile - zumindest wenn es um den Prozess rund um den sogenannten Planseespion geht. Bereits 2006 hat ein führender Planseemitarbeiter und Universitätsprofessor angeblich für eine russische Firma Geheimnisse bei Plansee ausspioniert. Dafür wurde er dann ein Jahr später nicht rechtskräftig zu zehn Monaten Haft verurteilt. Wieder ein Jahr später wurde dieses Urteil vom Oberlandesgericht aufgehoben - unter anderem deshalb, weil für die Begründung kein Gutachten eingeholt wurde.

Materie für Gutachter zu kompliziert

Der Fall hat in der Zwischenzeit mehrmals den Richter gewechselt und alle scheiterten am gleichen Problem. Es fand sich sechs Jahre lang in ganz Europa kein deutschsprachiger Gutachter, der sich über die komplizierte Materie traute. Richterin Martina Kahn, die mittlerweile den Fall betreut, hat sich jetzt trotz fehlendem Gutachten dazu entschieden, mit der Verhandlung zu beginnen. Wie weit sie damit kommen wird, bleibt abzuwarten. Am Freitag wurde der Prozess wegen Einvernahme weiterer Zeuge auf 1. August vertagt.

Der komplizierte Fall im Zeitraffer

Im Juli 2006 wurde der Ex-Plansee-Mitarbeiter festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, betriebsinterne Informationen an eine russische Firma weitergeleitet zu haben - mehr dazu in Ex-Plansee-Mitarbeiter festgenommen.

Im August 2006 wurde der Verdächtige, der auch eine Stiftungsprofessur an der Uni Innsbruck innehatte, wieder aus der U-Haft entlassen. Allerdings wurde er im September unter anderem wegen eines anhängigen Steuerverfahrens von der Uni entlassen - mehr dazu in Mutmaßlicher Plansee-Spion entlassen. Eineinhalb Jahre später hat das Arbeitsgericht entschieden, dass die Entlassung zu Unrecht passiert sei.

Im Jänner 2007 ging der Beschuldigte in einem Zeitungsinterview in die Offensive, indem er erklärte, dass die Firma Plansee von seinen Tätigkeiten profitiert habe - mehr dazu in Mutmaßlicher Spion belastet Plansee.