Skigebiete: Umweltanwalt warnt vor Overkill

Wenn es in Tirol um Bauvorhaben in Skigebieten geht, hat die Umwelt nicht selten das Nachsehen. Das stellt der Umweltanwalt in seinem aktuellen Bericht fest. Er fordert den Stopp von Neuerschließungen oberhalb von 2.500 Meter.

Von den 161 wintersportbezogenen Naturschutzverfahren - d.h. Pisten, Lifte, Beschneiungen - wurden 2011 und 2012 nur fünf nicht genehmigt. Der Tiroler Umweltanwalt Johannes Kostenzer warnt jetzt vor einem skitechnischen Overkill. Er fordert keine Veränderungen der Natur über 2.500 Meter. „Das bedeutet keine neuen Lifte, keine Pisten und keine Speicherseen“, erklärte Kostenzer am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Innsbruck. Aufgrund des Klimawandels würden die Skigebiete immer weiter nach oben wandern, das müsse laut Umweltanwalt aufhören.

Statistik

Tiroler Landesumweltanwalt

Neue Schipisten inklusive Pistenerweiterungen mit einer Gesamtfläche von 71,17 ha. Aufstiegshilfen (Neuerrichtungen und Austausch alter Anlagen) mit einer schrägen Gesamtlänge von 38,36 km. Kilometerlange Leitungen für künstliche Beschneiung inklusive Speicherteichen mit einem Fassungsvermögen von insgesamt 798.000 m³ und einige Pisten bzw. Rodelbahnen, die mit künstlicher Beleuchtung ausgestattet sind. Das alles kam zusätzlich zur bestehenden Wintersportinfrastruktur in Tirol in den Jahren 2011 und 2012 dazu.

Johannes Kostenzer

ORF

Umweltanwalt Johannes Kostenzer

Speicherseen oft problematisch

„Bisher unbeeinflusste Lebensräume im hochalpinen Gelände werden zunehmend zerstört“, meinte Kostenzer. Vor allem den Bau von neuen Speicherseen betrachtet der Landesumweltanwalt mit großer Skepsis. „Speicherseen werden oft dort errichtet, wo Moore vorkommen“, erklärte Kostenzer. Diese seien aber von unschätzbarer Bedeutung, weil durch sie die heimische Vegetationsgeschichte erforscht werden kann.

Gleichzeitig kritisiert die Landesumweltanwaltschaft auch den leichtfertigen Umgang mit Lebewesen - etwa im hochalpinen Gelände. Dort wachsende Pflanzen und Tiere seien ökonomisch wertlos. Dazu heißt es im Tätigkeitsbericht: „Muss ein Lebewesen einen ökonomischen Wert ausweisen, um in unserem Land existieren zu dürfen? Natürlich nicht!“

Appell an die die Seilbahnbetreiber

„Wir haben genug Skigebiete und genug erschlossenen Raum“, sagte der Umweltanwalt. Er erwarte sich in Zukunft „klare Linien und klare langfristige Grenzen“. Walter Tschon, stellvertretender Landesumweltanwalt, richtete einen Appell an alle Unternehmen die rechtlichen Vorgaben zu respektieren. „Einige Unternehmen versuchen langsam an den Schutzgebieten zu knabbern“, empörte sich Kostenzer. Viele Seilbahnbetreiber hätten bereits fix fertige Projekte in der Schublade und würden nur darauf warten, bis irgendwo eine Tür aufgeht, erzählte Tschon.

Herbe Kritik erntete auch die Politik

„Die Genehmigung für das Piz Val Gronda war eine unrühmliche Entwicklung“, meinte Kostenzer. Ein Gesetz, das dies möglich mache, sei fehl am Platz. „Man weiß, dass der Berg eine seltene Vegetation und Geologie aufweist. Er darf kein zweites Piz Val Gronda mehr geben“, betonte der Umweltanwalt. Er sei froh, dass das Gesetz nun novelliert werde.

Link: