Schneefall im Oktober überrascht Tirol

Zehn Zentimeter Schnee in Innsbruck, 50 im Stubaital: Tirol hat sich vom angekündigten Wintereinfall überraschen lassen. Es folgten Verkehrsprobleme und enorme Stromausfälle, heruntergerissene Äste und umstürzende Bäume gefährdeten Menschen und Autos. Manche hatten am Schnee auch ihre Freude.

Durch nassen, schweren Schnee stürzten Freitagfrüh unzählige Bäume um. Teilweise beschädigten sie Stromleitungen, teilweise schalteten die Sicherheitssysteme ab. Am Nachmittag waren noch 1.500 Haushalte ohne Strom, so Klaus Schüller, Systemführer Netze bei der TINETZ. In der Früh mussten rund 40.000 Haushalte ohne Strom zurechtkommen. Betroffen waren vor allem Pitzal, Ötztal, Imst, Stubai und Alpachtal, Achental und Bereiche des Zillertals. Die Ausfälle dauern laut Schüller in der Regel rund 40 Minuten. Freitagfrüh waren 14 Teams der TINETZ im Dauereinsatz, um die Schäden so schnell wie möglich zu beheben.

Laut TINETZ sollten am Freitagabend bis ca. 20.00 Uhr wieder alle Haushalte mit Strom versorgt sein - ausgenommen einige Häuser im Gemeindegebiet von Steinach am Brenner. Dort können die Arbeitstrupps wegen Steinschlaggefahr nicht zur unterbrochenen Leitungen vordringen.

Bäume knicken unter der Last

Elmar Rizzoli vom Innsbrucker Stadtmagistrat warnte ausdrücklich vor umgestürzten Bäumen in der Stadt. Parkende Autos wurden beschädigt. Im Gespräch mit ORF Tirol sagte er, man solle Parkanlagen unbedingt meiden. In Innsbruck gibt es rund 80 städtische Parks, man könne nicht alle sperren. Für die Stadt Innsbruck hofft er auf eine Entspannung in den Vormittagsstunden.

Straßensperre im Saggen

ORF/finkenstedt

In Innsbruck wurden viele Straßen gesperrt

In Innsbruck wurde eine Neuschneedecke von zehn Zentimetern gemessen. Das sei vor dem 15. Oktober in der Tiroler Landeshauptstadt ein eher ungewöhnliches Ereignis, berichtete Alexander Orlik, Klimatologe an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Zuletzt lag 1980 um diese Zeit eine Schneedecke in Innsbruck, allerdings war diese nur einen Zentimeter dick.

umgestürzte Bäume im Saggen

ORF/Finkenstedt

Am Morgen wurden die Schäden sichtbar

Verkehrsbehinderungen für Pkw und Bahn

Die starken Schneefälle führten zu erheblichen Verkehrsbehinderungen. Betroffen ist vor allem die Brennerautobahn. Es gab mehrere Unfälle, außerdem hingen auf der Brennerautobahn immer wieder Fahrzeuge fest, weil sie noch mit Sommerreifen ausgestattet waren. Im Ötztal gab es wegen eines umgestürzten Baumes eine vorübergehende Sperre der Kühtaistraße.

Schneechaos im Oktober

zeitungsfoto.at

Schneefahrbahn auf den Autobahnen

Schneechaos auf der B177 bei Seefeld-Nord am Schlossberg

zeitungsfoto.at

Nächtliches Verkehrs- und Schneechaos auf der B177 bei Seefeld Nord am Schlossberg

Richtung Wien war die Weststrecke in der Früh kurz unterbrochen, die Bahnverbindung zwischen Innsbruck und Vorarlberg wurde am Vormittag wiederhergestellt. Unterbrochen war allerdings wegen mangelnder Stromversorgung auch die Brennerstrecke, ab Mittag war sie wieder einspurig befahrbar.

Auch die Stubaitalbahn und die Mittenwaldbahn konnten vorübergehend wegen umgestürzter Bäume auf den Strecken nicht fahren.

Stau auf der A12 IA im

Asfinag

Stau im Schneechaos auf der A12

Autos stehen lassen

Die Feuerwehren waren Freitagfrüh im Dauereinsatz. In Innsbruck wurde wegen des Frühverkehrs ein Verkehrschaos befürchtet. Der Innsbrucker Branddirektor Erwin Reichel rät dringend, das eigene Auto stehen zu lassen und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.

Gefährlicher Schulweg: Daheim bleiben

Manchen Schulkindern bringt der viele Schnee einen Tag zu Hause. Laut Landesschulrat können Schulen selbst entscheiden, ob sie wegen Straßensperren, Baumstürzen oder anderer Gefahren geschlossen bleiben. Wo der Schulweg für einzelne Schüler problematisch ist, können Kinder ebenfalls zu Hause bleiben. Das gilt auch für den Fall, dass der Schulbus nicht fährt. Der heftige Wintereinbruch dürfte aber nicht allzu lange dauern. Schon für Freitagvormittag sagen die Meteorologen ein Ende der Schneefälle und Auflockerungen voraus.

Obstbäume und Mais zu Boden gedrückt

Die Schäden in der Forstwirtschaft sind groß, weil das Laubholz noch nicht winterfest ist. Auch die Landwirtschaft vermeldet Einbußen vor allem bei der Maisernte. Laut Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Hechenberger „erwischt“ es vor allem höhere Lagen, in denen der Mais noch nicht reif genug für die Ernte ist. „Wir hoffen jetzt, dass es rasch schön und trocken wird, damit die Flächen für die Traktoren befahrbar sind und die Ernte eingebracht werden kann“, so Hechenberger. Das Problem sei, dass der Mais jetzt auf dem Boden liege. Wenn er nicht schnellstmöglich geerntet wird, werde er faul und für die Tiere ungenießbar. Außerdem verursache die Ernte dann erhöhte Kosten.

Enorme Schäden haben auch Tirols Landwirte und Obstbauern zu beklagen. Der Schaden durch umgeknickte Bäume, Betonständer und Hagelnetze ist enorm.

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Arbeiter durch Schneefräse verletzt

Bei Schneeräumarbeiten verletzte sich am Vormittag ein 40-jähriger Arbeiten im Stubaital. Der Mann war dabei, mit einer Schneefräse eine Ladezufahrt zu räumen. Dabei blockierte die Maschine aber, weil der Auswurf mit Schnee verstopft war. Der Arbeiter griff deshalb in den Auswurfschacht, dabei geriet er mit der Hand in die wieder anlaufende Fräsetrommel. Er wurde am rechten Mittelfinger verletzt und musste in die Innsbrucker Klinik gebracht werden.

Des einen Leid, des anderen Freud

Über den verfrühten Schneefall freuten sich hingegen die Wintersportler in Seefeld. Die Loipen wurde eiligst gespurt, und die ersten Langläufer waren schon Freitagfrüh unterwegs.

Langläufer auf tiefverschneiter Loipe

Seefeld Tourismus

Traumhafte Winterlandschaft Freitagfrüh in Seefeld

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