Weiter Gemüsevernichtung en masse

Berichte des ORF über massenweise vernichtetes Gemüse haben vor einem Jahr für Entsetzen gesorgt. Doch noch immer findet man im Handel kein zweitklassiges Gemüse, und in Tirol wird essbares Gemüse nach wie vor täglich tonnenweise weggeworfen.

Hunderttausende Facebook-Likes bekam die REWE-Group im August für ihre Ankündigung, dass ab September bei Billa, Merkur und Adeg Gemüse zweiter Klasse verkauft werde. Doch bis jetzt findet man nur makelloses Gemüse in den Filialen, und auf Nachfrage wusste das Verkaufspersonal nicht einmal von der Aktion „Verwendung statt Verschwendung“, außer denjenigen, die es damals auf Facebook gelesen hatten. Im August hieß es auch, dass die zuliefernden Bauern Nutznießer dieser Aktion seien, immerhin müssten sie äußerlich nicht so schönes Gemüse nicht mehr wegwerfen, sondern könnten es billiger verkaufen.

Auch Bauern sehen keine Lösung

Nach wie vor werden aber auf den Feldern im Großraum Innsbruck täglich mehrere Tonnen Gemüse wie Karotten, Kartoffeln, Salat und Zwiebeln weggeworfen, weil sie den Qualitätsanforderungen der Supermarktketten nicht genügen.

Auch die Bauern selbst sehen keine Lösung. Andreas Norz ist Bezirksbauernobmann-Stellvertreter der Landwirtschaftskammer Tirol und selbst Gemüsebauer. Er sagt, essbares Gemüse zweiter Klasse zu verwerten sei ein zu hoher Kostenfaktor. Man habe festgestellt, dass unterm Strich die Rechnung nicht aufgehe, wenn man etwa aus Karotten Karottensaft mache. Letztlich sei es günstiger, Gemüse zweiter Klasse wegzuwerfen. Norz beteuert aber: „Es wird aber nur weggeworfen, was weggeworfen werden muss, das muss man klipp und klar sagen.“ Zu der Ankündigung von REWE, auch zweitklassiges Gemüse anbieten zu wollen, sagt Norz, er glaube nicht, dass diese Linie letztlich zielführend sei.

Weggeworfene Zwiebel auf Feld

Hermann Hammer

Weggeworfene Zwiebeln auf einem Feld bei Absam

REWE-Sprecherin relativiert

Auf einen Anruf des ORF bei REWE hieß es von einer Sprecherin, es handle sich um ein Missverständnis, die Aktion gelte ab Ende September, und das sei auch die Erklärung dafür, dass die Gemüsebauern das Gemüse zweiter Klasse bei REWE noch nicht verkaufen könnten. Übrigens heiße „ab Ende September“ auch, dass es Oktober werden könne, so die Sprecherin. Die Aktion sei auch nicht flächendeckend, sondern saisonal und anlassbezogen.