Zeitzeugen für Erziehungsheim-Studie gesucht

Wissenschaftler der Universität Innsbruck erforschen derzeit die Heimgeschichte in Tirol und Vorarlberg. Für eine Arbeit werden nun Zeitzeugen - ehemalige Heimkinder und auch Erzieher - gesucht. Durch ihre Erzählungen erhofft man Details über die Lebensrealität zu erfahren.

Vor einem Jahr hat die Projektverantwortliche Michaela Ralser vom Institut für Erziehungswissenschaften Ergebnisse ihrer Untersuchung über die Geschichte der Erziehungsheime präsentiert. Die Heime und Erziehungseinrichtungen seien bis in die 80er Jahre der nötigen Entwicklung weit hinter hergehinkt, der Erziehungsstil sei fundamental autoritär gewesen, nicht demokratisch und wenig sorgsam im Umgang mit den Kindern, so ein Ergebnis - mehr dazu in Studie zeigt Leid in Erziehungsheimen.

Heimleben mit persönlichen Berichten rekonstruieren

Die Basis der bisherigen Ergebnisse sei aufgrund von Aktenstudien zu Stande gekommen. „Das war sehr aufschlussreich. Aber in den Akten steht eben nur drin, was aktenkundig ist.“ Durch die Zeitzeugen-Interviews wollen die Forscherinnen und Forscher mehr über das Leben in Erziehungsheimen in Erfahrung bringen. Anhand persönlicher Schilderungen soll das Leben im Heim genauer rekonstruiert werden.

Die Ergebnisse fließen in den kommenden eineinhalb Jahren in eine Studie ein, die das Fürsorgeerziehungssystem der Länder Tirol und Vorarlberg in der Zweiten Republik ebenso wie das Mädchenerziehungsheim St. Martin in Schwaz in einer Detailstudie untersucht. Untersucht werden soll auch, wie es dazu kam, dass Heime so lange resistent gegen Veränderungen waren. Es gibt Schätzungen, wonach Tausende in Tirol in zwischen 1945 und 90 in Heimen waren. Konkrete Zahlen gibt es noch nicht.

Kontakt zu Forschern:

Post: Forschungsprojekte zur Geschichte der Heimerziehung, Institut für Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck, Liebeneggstraße 8, A-6020 Innsbruck

Tel: +43 512 507 4053, Dienstag von 9 bis 12 Uhr erreichbar, sonst Tonband

e-mail: heimgeschichte-iezw@uibk.ac.at

Heimkinder, Erzieher, Fürsorgemitarbeiter

Ralser sucht dafür Zeitzeugen, die zwischen 1945 und 1990 in Landeserziehungsheimen in Tirol und Vorarlberg untergebracht oder beschäftigt waren und die über ihre Zeit im Heim und ihren Kontakt zur Jugendwohlfahrt berichten möchten. Das können ehemalige Heimkinder, Erzieher oder auch Fürsorgerinnen sein.

Die Forscher wollen und können aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht aktiv Kontakt mit Zeitzeugen aufnehmen. Ralser hält fest, dass die Daten anonymisiert werden. Auch den Ort, die Zeit und die Dauer des Gesprächs bestimmen Zeitzeugen, die über ihre Zeit in Erziehungsheimen Auskunft geben möchten, selbst.

Link:

Heimgeschichteforschung, Institut für Erziehungsforschung