Strahlenunfall: Uni weist Schuld von sich

Nach der erhöhten Strahlungsmessung an der „Alten Chemie“ der Innsbrucker Uni, die mit einem Zwischenfall in Seibersdorf zusammenhängen dürfte, weist der Unirektor am Freitag jede Schuld von sich. Auch mit dem Vorfall in Seibersdorf habe man nichts zu tun.

„Von uns wurde ein korrekt verpacktes und versiegeltes Präparat nach Seibersdorf verschickt“, sagte der Unirektor, Tilmann Märk, am Freitag im Rahmen einer Pressekonferenz in Innsbruck.

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Radioaktive Substanz eingeatmet

Im Zuge des Abrisses der „Alten Chemie“ sollten die vorhandenen Reste aus dem Isotopenlabor verpackt und zur Lagerung nach Seibersdorf verschickt werden. Dabei dürften geringe Mengen des radioaktiven Isotops Americium 241 ausgetreten sein. „Wir vermuten, dass der Glasbehälter, in dem die Substanz gelagert war, nicht ganz dicht war“, meinte Märk. Dabei hätten der Experte und dessen Assistentin, welche die Verpackung des Materials durchführten, kleine Mengen der radioaktiven Substanz eingeatmet.

Vorwürfe aus Seibersdorf, wo durch das selbe Präparat ebenfalls zwei Personen kontaminiert worden waren - mehr dazu in Seibersdorf: Radioaktiver Zwischenfall - wies der Rektor von sich. Dort hieß es vonseiten der Firma „Nuclear Engineering“, die Firma die Seibersdorf betreibt, dass das Präparat in Innsbruck falsch etikettiert und deshalb als harmlos eingestuft wurde mehr dazu in Strahlenunfall: War Behälter mangelhaft beschriftet?.

„Ich kann nicht sagen, was in Seibersdorf passiert ist. Wir haben das Material den Vorschriften gemäß verpackt und beschriftet“, sagte Märk. Das Landeskriminalamt hat mittlerweile Ermittlungen aufgenommen - mehr dazu in Strahlenunfall: Kriminalamt ermittelt.

Versiegelte Halle in Seibersdorf

Nuclear Engineering Seibersdorf GmbH

Die verstrahlte Halle in Seibersdorf.

Kontamination zwei Wochen später festgestellt

Warum die erhöhte Strahlung an der „Alten Chemie“ erst zwei Wochen nach dem Vorfall in Seibersdorf festgestellt wurde, erklärte der Rektor durch die schwere Messbarkeit des Americium 241. „Der Experte hatte während und nach der Verpackung Messungen durchgeführt und dabei keine erhöhte Strahlung festgestellt“, erläuterte Märk. Erst bei einer weiteren Messung, zwei Wochen nach den Verpackungsarbeiten, die von der Stadt Innsbruck angefordert und von einem unabhängigen Institut durchgeführt wurde, konnte die Kontamination festgestellt werden.

Eine Gefährdung der Bevölkerung habe zu keiner Zeit bestanden, sagte Herbert Walter von der Abteilung für Zivil- und Katastrophenschutz des Landes Tirol. Das Isotop Americium 241 habe eine sehr geringe Reichweite, wodurch die Strahlung nicht in die Umgebung entweichen konnte und sich auf das Labor beschränkte.

Langzeitfolgen sind nicht einzuschätzen

Die verstrahlten Personen wurden zwischenzeitlich ärztlich untersucht. Dabei seien keine sofortigen gesundheitlichen Schäden festgestellt worden und auch die Blutbilder seinen in Ordnung, teilte Märk mit. Ob die Betroffenen mit langfristigen Schäden zu rechnen haben, könne man zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. „Mitte nächster Woche werden wir die Messauswertungen bekommen, erst dann können wir klare Aussagen über das Gefährdungspotenzial treffen“, sagte der Rektor.