„Kleine“ Listen im ARENA-Rampenlicht
Die Diskussion lebte weniger - wie sonst bei derartigen Wahlkonfrontationen üblich - vom Pro und Contra der Argumente und Standpunkte, als vielmehr von den gegensätzlichen Zielen und Motiven der geladenen Spitzenkandidaten.
Hans Lindenberger (vorwärts Tirol) und Hans Peter Mayr (Team Stronach) dürfen sich auf Grund aktueller Umfragewerte berechtigte Hoffnungen auf den Einzug in den Landtag machen. Patrick Pfurtscheller (Für Tirol) hat die Fünfprozent-Hürde als deklariertes Wahlziel genannt. Ihnen gegenüber saßen mit Roland Steixner (KPÖ) und Irene Labner (Piraten) zwei politisch völlig unerfahrene Spitzenkandidaten, denen es in erster Linie darum ging, ihre jeweilige Partei und deren Standpunkte, einer breiteren Öffentlichkeit näher zu bringen.
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Lindenberger verteidigt Politikergehälter
Ein Hauch von Kontroverse kam im Zuge der Diskussion nur zum Thema Politikergehälter auf. Diese würde Patrick Pfurtscheller sofort halbieren , wie er in FPÖ-Manier anhand von Taferln demonstrierte. Wie soll man dann fähige Leute für niveauvolle Politik finden, sprach Lindenberger von Populismus. Ein Politiker müsse was kosten, habe aber auch die Verpflichtung, für die Bevölkerung nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen und verständliche Gesetze zu formulieren. Lindenberger bekräftigte erneut, keine Koalition mit der ÖVP unter Günther Platter eingehen zu wollen. Dass Anna Hosp Landeshauptfrau-Kandidatin ist, trage er zudem voll mit.
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Erleichterung bei Team Stronach
Sichtlich erleichtert, aber dennoch leicht nervös, wirkte der seit Donnerstag auch von Frank Stronach anerkannte Spitzenkandidat Hans Peter-Mayer. Er sei froh, „dass Frank mit im Boot“ sei. Von ORF Moderatorin Sybille Brunner angesprochen auf das jüngste Listen-Hick-Hack sprach er von einer Polit-Castingshow. Nicht restlos aufklären konnte Mayr hingegen, wie er zu jenem von Frank Stronach in Tirol installierten Parteirat stehe. Je eine Attacke ritt Mayr gegen seine unmittelbaren Mitbewerber. Patrick Pfurtscheller unterstellte er ÖVP-Gehabe und Hans Lindenberger sei, bei allem Respekt, zu alt für die Politik.
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Pfurtscheller unglücklich in der Wortwahl
Bei seinem Vorschlag, Politikergehälter zu halbieren, weil ein Kapellmeister oder Feuerwehrkommandant mehr leiste als ein Landtagsabgeordneter, erntete Patrick Pfurtscheller teilweise Applaus aus dem Publikum. Die Behauptung, alte Menschen werden in Tirol in Zellen abgeschoben, gefiel schon weniger. Für seine Aussage, alte Lehrer seien nicht mehr motiviert, müssten deshalb weniger verdienen und junge Lehrer mehr, gab es schließlich vereinzelt Buhrufe. Auf die Frage eines Users, gestand er ein, dass er bei der Liste „vorwärts Tirol“ hätte andocken wollen. Allerdings sei er abgekanzelt worden. Mittlerweile sei er überzeugt, dass „Für Tirol“ auch allein in den Landtag einziehen wird.
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Die KPÖ ist nicht mehr Moskau-hörig
Er wäre nicht böse in den Landtag einzuziehen, meinte der KPÖ-Spitzenkandidat Roland Steixner wissend, dass es dazu eines kleinen Wunders bedürfe. Gerade die KPÖ habe sich als Partei in den letzten Jahren sehr geändert. Die Moskau-Hörigkeit von einst gebe es schon lange nicht mehr. Es sei allerdings schwierig dies zu transportieren, wenn man in keinem politischen Gremium vertreten ist. Wäre das der Fall, steht Steixner beim Thema „leistbares Wohnen“ für eine Mietbegrenzung, in der Bildung für eine Gesamtschule mit kleineren Klassen und in der Wirtschaft für mehr Demokratie.
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Piraten knabbern an Innsbruck-Wahl
Dass die Unerfahrenheit der jungen Piraten-Bewegung auch ihre Tücken hat, gestand Spitzenkandidatin Irene Labner ein. In Innsbruck schaffte man ja auf Anhieb den Einzug in den Gemeinderat, nur kurze Zeit später kam es zur Parteispaltung. Dennoch glaubt sie an die Basisdemokratie via Internet und kritisiert, dass Unterstützungserklärungen nach wie vor nicht via Internet abgegeben werden können. Dem Landtag selbst messen die Piraten relativ wenig Bedeutung bei.
Kommende Woche folgt Teil zwei
In Summe war es eine etwas andere Elefantenrunde, die durchaus auch Zeit zum Schmunzeln, aber auch zum Wundern ließ. Und nicht jedem der anwesenden Spitzenkandidaten traute man die politische Arbeit im Landtag zu - zumindest war das nach der Diskussion die verbreitete Meinung des Publikums.
Kommenden Donnerstag um zwanzig Uhr findet der in der „Studio 3 ARENA“ Teil zwei der Livediskussion zur Landtagswahl statt - diesmal mit den im Landtag vertretenen Parteien. Auch diese Diskussion wird wieder als Livstream in tirol.ORF.at übertragen. Schicken Sie schon jetzt Ihre Fragen per E-Mail-Formular an die Redaktion.
Stefan Lindner; tirol.ORF.at