Niedrigwasser gefährdet Inn-Fische

Der Inn führt in diesem Frühjahr so wenig Wasser wie schon lange nicht. Das macht den Fischen - im Speziellen den Äschen - sehr zu schaffen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass auch die Kraftwerke kaum Wasser abgeben.

Bedingt durch die konstant kühlen Temperaturen, erreichte der Pegelstand am Inn Anfang April nahezu einen historischen Tiefstand. Für die Äschen, die im Frühjahr laichen, ist der geringe Wasserstand grundsätzlich kein großes Problem - es sei denn der Pegel ändert sich zu rasch, so geschehen am ersten Aprilwochenende.

Laichgruben lagen im Trockenen

Vor allem aus dem Oberland gingen beim Tiroler Fischereiverband mehrere Meldungen ein, dass der Inn-Pegel relativ rasch gesunken sei und sogar Äschen-Laichgruben trocken lägen. Leider bestätigten sich diese Aussagen, heißt es seitens des Fischereiverbandes. Das natürliche Fischaufkommen werde durch derartige Ereignisse massiv gehemmt, erklärt Zacharias Schähle vom Fischereiverband.

Negativ wirkt sich ein rasches Absinken allerdings auch auf die Jungfische aus. Schähle weist darauf hin, dass Anfang April 165.000 Jungäschen in den Inn gesetzt wurden. Man müsse davon ausgehen, dass viele dieser Jungfische verendet sind. Für den raschen Rückgang des Pegels macht er auch die Kraftwerke verantwortlich - mehr dazu in Tausende Äschen im Inn ausgesetzt.

Laichgrube im Trockenen

TFV

Äschen schlagen in Ufernähe Laichgruben. Diese liegen im Trockenen.

Große Kraftwerksgruppe außer Betrieb

So wie der Inn auf Grund der noch nicht eingesetzten Schneeschmelze wenig Wasser führt, sind auch die Speicher der Kraftwerke leer, heißt es von Seiten der TIWAG. Der rasche Sunk hänge wohl auch damit zusammen, so TIWAG-Vorstand Erich Entstrasser, dass die Kraftwerksgruppe Pradella im Engadin ihren Betrieb vorübergehend eingestellt hat. Dazu kommt noch, dass an Wochenenden generell weniger Strom gebraucht wird und deshalb weniger Wasser von den Kraftwerken in den Inn gelangt.

Kommunikation wird verbessert

Seitens der TIWAG hat man nicht nur Verständnis für die Fischer, sondern zeigt auch Bereitschaft, künftig enger zusammenzuarbeiten - sprich die Kommunikation zu verbessern. Seitens der TIWAG hat man nämlich gewusst, dass die Engadiner Kraftwerke ihren Betrieb vorübergehend einstellen werden. Hätten wir gleichzeitig gewusst, dass zu diesem Zeitpunkt 165.000 Jungäschen ausgesetzt werden sollen, hätten wir den Fischereiverband informieren können. Immerhin unterstütze die TIWAG maßgeblich die jährliche Aufzucht tausender Jungfische und habe allein schon deshalb Interesse, dass diese auch im Inn überleben, erläutert Entstrasser.

Zur Verbesserung der Kommunikation wurde seitens der TIWAG bereits ein Termin vereinbart, wie der Tiroler Fischereiverband bestätigt.

Panne in der Schweiz verschärft Problematik

Was Fischern und Limnologen derzeit ebenfalls Kopfzerbrechen bereitet, ist ein Zwischenfall in der Kraftwerksanlage Punt dall Gall der Engadiner Kraftwerke. Dort wurde am 31. März die Restwasserversorgung durch ein technisches Gebrechen lahm gelegt. Nachdem der Fehler bemerkt und behoben wurde, wurden die Schleusen geöffnet und es trat eine große Menge Schlamm aus. Dieser löschte auf rund sechs Kilometern Länge nahezu jedes Leben aus. Tausende Fische und Kleinlebewesen verendeten.

Dieser Zwischenfall war auch am Inn in Tirol noch bemerkbar, wie Schähle gegenüber tirol.ORF.at betont. Hier sei der Schlamm weniger für die Fische als vielmehr für die Kleinlebewesen im Flussbett bedrohlich. Dort legt sich der Schlamm - vor allem bei geringen Pegelständen - ab und verklebt dieses regelrecht. Viele Insektenlarven werden so beispielsweise am Schlupf gehindert, erklärt Schähle.

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