Historisches Rätsel um Lanze im Kopf gelöst

In Schloss Ambras ist ein historisches Rätsel gelöst worden. Die Kuriositätensammlung zeigt das Bild eines Mannes mit einer Lanze im Kopf. Der Mann soll damit noch lange gelebt haben. Was bisher als Legende galt, konnten Wissenschaftler nun beweisen.

Seit knapp vier Jahrhunderten hängt das aufsehenerregende Porträt von Gregor Baci in der Kuriositätensammlung auf Schloss Ambras.

Ölgemälde von Gregor Baci mit Lanze durch den Kopf

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Das Bild sorgte schon bei manchem Ambras-Besucher für Gruseln

Der ungarische Edelmann Baci zog sich die schwere Kopfverletzung vermutlich bei einem Ritterturnier beim Lanzenstechen zu. Die Waffe trat durch das Auge ein und in der Nackengegend wieder aus. Es wurde überliefert, dass der Ungar damit noch ein Jahr lang gelebt haben soll. Bei den Führungen hätten die Leute auf diese Geschichte unterschiedlich reagiert, schildert Kuratorin Katharina Seidl. Nicht wenige, gerade Ärzte, hätten sich skeptisch gezeigt. Daraus sei die Idee entstanden, wissenschaftlich nachzuforschen.

Aus zweidimensional wurde dreidimensional

Um das historische Rätsel zu lösen, wandten sich die Historiker an Spezialisten der Innsbrucker Universitätsklinik für Radiologie. Dort werden seit Jahren Modelle für Operationsplanungen erstellt und in Kunststoff ausgedruckt. Diese Technologie machte man sich bei der historischen Spurensuche zunutze, erklärt Wolfgang Recheis von der experimentellen Radiologie: „Wir haben versucht, einen dreidimensionalen Datensatz eines Patienten auf dieses zweidimensionale Gemälde zu mappen, um die Geometrie in etwa zu erfassen. Um es in allen drei Raumrichtungen möglichst korrekt zu erfassen. Das war die Aufgabe, und das Resultat ist jetzt auf Schloss Ambras zu sehen.“

Plastiknachbildung von Gregor Bacis Schädel

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So hat Gregor Bacis Schädel wohl ausgesehen

Nach knapp 400 Jahren Rätselraten gibt es nun die Bestätigung: Gregor Baci dürfte die schwere Kopfverletzung tatsächlich überlebt haben.

Lanzenbeschichtung verzögerte Infektion

„Die Waffe ist durch die Augenhöhle in den Kopf eingedrungen und hat sich den Weg des geringsten Widerstands gesucht. Das ist genau zwischen Gehirn und Knochen, so dass das Gehirn verlagert wird. Und wenn es zu keiner Zerreißung der Hirnhaut kommt, die ja das Hirn vor Infektionen schützt, dann kann man damit weiterleben. Die Waffen waren ja alle mit Farben beschichtet sowie bleihaltig und mit anderen toxischen Substanzen, die gegen Bakterien wirkten. Dadurch brauchte es länger, dass sich eine Infektion durchsetzen konnte, die ihn letztlich getötet hat“, so Neurochirurg Wilhelm Eisner von der Klinik Innsbruck.

Die Therapie nach der schweren Verletzung dürfte mehr als einfach gewesen sein: „Im Endeffekt war nur Abschneiden möglich“, so Neurochirug Eisner. Gegen die Schmerzen war damals Alkohol das Mittel der Wahl.

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