Sperre des Arlbergtunnels ärgert Wirtschaft

Die von der ASFINAG angekündigte Sanierung des Arlbergtunnels und die damit verbundene mehrmonatige Sperre sorgen für Protest der Wirtschaft. Der Tunnel wird laut ASFINAG zwei Sommer lang für mehrere Monate gesperrt, die Wirtschaftskammer hält das für inakzeptabel.

Österreichweit 81 Tunnels sollen auf den höchsten Stand der Sicherheitstechnik gebracht werden. Dabei wird es auch zu zahlreichen Einschränkungen kommen: So wird der Arlbergtunnel für die Sanierung zwei Sommer lang für jeweils sechs bis sieben Monate komplett gesperrt, sagte Alois Schedl, Vorstandsdirektor der ASFINAG, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Wien.

Lkw sollen großräumig ausweichen

„Die Verkehrsbehinderungen werden gravierend sein“, sagte Schedl. Die Komplettsperren des knapp 14 Kilometer langen Arlbergtunnel zwischen Tirol und Vorarlberg werden im Sommer 2015 und 2017 erfolgen. Der Pkw-Verkehr soll dann über den Pass, der Schwerverkehr großräumig umgeleitet werden, informierte Schedl.

Transportunternehmen wollen Kompromiss

In der Tiroler Wirtschaftskammer heißt es, das letzte Wort sei noch nicht gesprochen. Eine zweimalige, mehrmonatige Totalsperre sei inakzeptabel, erklärte Josef Ölhafen, Leiter der Verkehrspolitischen Abteilung der Wirtschaftskammer. Es müsse eine für die Transportwirtschaft akzeptable Lösung gefunden werden: z.B. eine tägliche Öffnung für einige Stunden oder eine Rollende Landstraße.

Man habe erst vergangenen Woche von den Plänen der ASFINAG erfahren, erklärte Ölhafen. Grundsätzlich begrüße die Wirtschaft die Sanierung des Tunnels, für die lange Bauzeit müsse man allerdings eine verträgliche Lösung suchen. Immerhin fahren täglich 2.000 bis 3.000 Lkws durch den Tunnel, so der Leiter der Verkehrspolitischen Abteilung.

Auch in Vorarlberg sorgen die Sanierungspläne für Unmut. Der Obmann der Sparte Verkehr in der Wirtschaftskammer, Michael Tagwerker, hält z.B. eine Aufweichung der Lkw-Beschränkungen am Fernpass für die Dauer der Arbeiten für denkbar. Vorarlberger Lkw müssten den Arlberg sonst über München und Kufstein umfahren - mehr dazu in Arlbergtunnel-Sperre: Frächter wollen Lösung (vorarlberg.ORF.at, 21.2.2013).

Zweite Röhre für den Perjentunnel

136 Millionen hat die ASFINAG für die Sanierung des Arlbergtunnels vorgesehen. Nicht wesentlich weniger - nämlich 112 Mio. Euro - sind für den Bau einer zweiten Röhre und die Errichtung von Fluchtwegen beim Perjentunnel veranschlagt. 2016 soll mit den zweijährigen Bauarbeiten begonnen werden.

Geplante Maßnahmen in ASFINAG-Tunnels

Insgesamt reichen die Maßnahmen bis 2018 vom Aus- und Neubau über die Modernisierung technischer Anlagen bis hin zum Einsatz österreichischer Technologien, wie etwa das akustische Tunnelmonitoring AKUT und der Thermoscanner vor dem Karawankentunnel.

Das Akustiksystem AKUT wurde mit Joanneum Research zwei Jahre auf der Brucker Schnellstraße (S35) im Kirchdorftunnel in der Steiermark getestet, sagte Asfinag-Vorstandsdirektor Klaus Schierhackl. Nun sollen auch der neue Bosrocktunnel sowie die Tunnel bei der Nordumfahrung Klagenfurt diese „Ohren“ erhalten. Dabei nehmen Spezialmikrofone die Tunnelgeräusche auf, bei untypischen Geräuschen wie beispielsweise quietschenden Reifen oder menschlichen Stimmen wird in der Überwachungszentrale Alarm geschlagen.

Thermoscanner findet zu heiße Fahrzeuge

Der Thermoscanner sortiert überhitzte Lkw und Busse vor der Einfahrt in den Karawankentunnel zum Abkühlen aus. Seit dem Start im Mai 2012 wurden bis Februar 2013 mehr als 300 überhitzte Schwerfahrzeuge vor dem Karawankentunnel zum Abkühlen ausgeleitet. Das System - Spezialkameras scannen Fahrzeuge auf überhitzte Teile wie etwa Bremsen, Turbolader oder auch Motor - kommt jetzt auch bei anderen Tunnelanlagen zum Einsatz, fixiert ist ein derartiges Thermoportal bereits beim Arlbergtunnel, weitere sind noch geplant.

Auf der Rheintalautobahn (A14) wird im Citytunnel bis Oktober 2014 eine Hochdruck-Sprühnebelanalage installiert. Sie soll im Brandfall für Abkühlung sorgen, jedoch nicht das Feuer löschen, sagte Schedl.

Tunnel-Offensive in den nächsten Jahren

Österreichs Tunnel werden mit den genannten Maßnahmen in den kommenden sechs Jahren auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Der Straßenerhalter ASFINAG wird rund 1,5 Mrd. Euro investieren. Insgesamt betreibt die Asfinag auf 2.178 Kilometern Autobahnen und Schnellstraßen 150 Tunnel, auf 270 Tunnelkilometer wird bis 2018 die Sicherheit verbessert.

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