Zu wenige Psychotherapieplätze für Kinder

Die Behandlung von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen scheitert oft am Geld. Rund 3.200 Kinder und Jugendliche in Tirol würden eine Psychotherapie brauchen, aber nur 872 waren im Vorjahr in Behandlung, teilte am Montag der Landesverband für Psychotherapie mit.

Die Zahl jener Kinder, die eine Psychotherapie erhalten, steigt stark. Im vergangenen Jahr waren es um 272 mehr als noch im Jahr zuvor. Nur jedes vierte Kind bekommt diese Therapie auf Krankenschein, kritisiert der Landesverband für Psychotherapie. In der Praxis bedeute das: Wer es sich leisten könne, bekomme sofort einen Platz, andere müssten warten.

Langes Warten auf Platz hat Folgen

Dass das Warten auf einen Therapieplatz gerade bei Kindern ein Problem ist, erläutert Karl-Ernst Heidegger, der Vorsitzende des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie, anhand eines Beispiels. „Stellen Sie sich vor, da kommt ein Kind mit Trennungsangst zu mir. Es schafft es nicht nicht mehr, in die Schule zu gehen. Es hat Beschwerden, leidet in der Früh, hat Bauchschmerzen. Das Kind möchte gerne in die Schule gehen, aber es geht einfach nicht. Wenn dieses Kind bis März, April auf einen Therapieplatz warten muss, ist das nicht zumutbar. Die Leiden hören von alleine fast nicht auf. Das Schuljahr ist damit für das Kind verloren.“

Verbesserungen in Aussicht

In allen Fällen gilt: Je früher ein Kind mit psychischen Problemen behandelt wird, desto eher lassen sich Spätfolgen vermeiden, erklärt der Landesverband. Heidegger räumt ein, dass das auch die Krankenkassen erkannt hätten. Verbesserungen seien in Aussicht. So würden Gruppensachleistungen für Kinder eingeführt. Dadurch könnten Kinder und Jugendliche ohne Zuzahlung der Eltern in psychotherapeutische Gruppen gehen. „Das ist eine große Erleichterung“, sagt Heidegger. Er erwartet sich außerdem, dass der Zuschuss für Psychotherapie, der seit 20 Jahren nicht mehr erhöht wurde, wertangepasst werde. „Damit wird der Selbstbehalt für viele Eltern in eine gute Zumutbarkeit kommen“, sagt Heidegger.

Von Seiten des Landesverbandes gibt es indessen die Bemühung, dass sich auch in entlegenen Gebieten Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche ansiedeln, um eine flächendeckende Versorgung anzubieten.

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