Erste Sammlung lateinischer Literatur aus Tirol

Mit „Tyrolis Latina - Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol“ haben Wissenschaftler weltweit erstmals den Versuch gemacht, das lateinische Schrifttum einer Region zu erfassen. Die zwei Bände umfassen unbekannte Werke aus Tirol.

Das 1.325 Seiten umfassende Projekt beinhalte zu 80 Prozent Autoren und Werke aus dem Alttiroler Raum (Nord-, Ost-und Südtirol sowie Trentino, Anm.), die zuvor kaum oder gar nicht bekannt gewesen seien, sagte Mitherausgeber Martin Korenjak, Professor im Bereich der Gräzistik und Latinistik der Universität Innsbruck, im Gespräch mit der APA.

Mitherausgeber Wissenschaftsminister Töchterle

Einer der Herausgeber ist der frühere Rektor der Leopold Franzens Universität Innsbruck und jetzige Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP). „Er war bis zum Jahr 2007 voll in das Projekt involviert. Unter anderem hat er über das Epochenbild des 16. Jahrhunderts geschrieben und jenes von der Revolution 1848 bis heute verfasst“, erklärte Korenjak.

Insgesamt zwölf Jahre habe die Arbeit an dem Projekt gedauert. Rund 8.000 Texte von 2.000 Autoren habe man gefunden. „Zwischen zehn und 20 Prozent der erhobenen Werke kommen in den Bänden explizit zur Sprache“, sagte der Wissenschafter. Allein sechs Jahre habe es gedauert, bis der Großteil der Bestände gehoben worden sei. „Mitarbeiter sind das ganze Land abgefahren und haben Nachschau in allen Bibliotheken, darunter auch in Klöstern, sowie im Ferdinandeum gehalten“, erklärte Korenjak.

Literatur und theoretische Texte

Der Wissenschafter berichtete, dass unter den Autoren viele Geistliche gewesen seien, aber auch solche mit städtischem Hintergrund und jene, die an Fürstenhöfen tätig waren. Zwei Drittel der gefundenen Schriften bestehe aus „Sach- und Fachliteratur“ etwa aus der Theologie, der Medizin und der Botanik. Der Rest ist laut Korenjak unter dem Begriff „schöne Literatur“ einordenbar.

„Ich hoffe, dass unser Projekt ähnliche Arbeiten in anderen Regionen, vor allem in Städten, anregen wird“, meinte der Mitherausgeber. Tirol weise schließlich nur 0,25 Prozent der Fläche Europas auf und sei „kein kulturelles, europäisches Zentrum ersten Ranges“. Die „Geschichte der lateinischen Literatur in Tirol“ wird am Montag (26.11.) in der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien offiziell präsentiert.