Sommer forderte noch mehr Bergtote
Fehlendes Können und die „Vollkasko-Mentalität“ seien die Gründe für die vielen Toten im heurigen Sommer, so Alpinpolizei, Bergrettung und Kuratorium für alpine Sicherheit. Die drei Organisationen zogen am Donnerstag gemeinsam Bilanz.
Hauptunfallursache ist Stolpern
Die Einsatzkräfte verzeichneten zwischen Mai und September 777 Unfälle. Damit sind um fast 20 Prozent mehr Menschen am Berg verunfallt als im langjährigen Durchschnitt. Die Haupttodesursache am Berg sei dabei nicht mehr – wie seit Jahrzehnten - der Herzinfarkt, sondern stolpern, sagte Karl Gabl, Präsident des Kuratorium für alpine Sicherheit. 37 Wanderer stolperten österreichweit in den Tod:
„Es mangelt zunächst an körperlicher Fitness. Wenn man müde ist, lässt die Konzentration nach. Es mangelt aber auch an der Fertigkeit sich im schroffen Felsgelände zu bewegen, dort den Fuß sicher abzusetzen. Der Mensch kann sich nicht mehr im alpinen Gelände fortbewegen.“
Kletterer glauben sich in Sicherheit
Eine deutliche Zunahme gibt es auch bei Kletterunfällen und Toten auf Klettersteigen. Bei 74 Kletterunfällen starben neun Menschen, vier davon starben in Klettersteigen. Als einer der Hauptgründe führt Norbert Zobl, Leiter der Alpinpolizei, die „Vollkasko-Mentalität“ an:
„Die Vollkasko-Mentalität bereitet uns zunehmend Sorgen. Es sind immer mehr Bergsteiger in den Klettersteigen unterwegs, die sich denken, wenn es nicht mehr weitergeht, holt mich eh der Hubschrauber.“
Das zeigen auch die Zahlen: Von den 90 Klettersteig-Einsätzen der Bergrettung wurde jeder zweite Kletterer unverletzt geborgen. Die Kletterer hatten sich überschätzt, waren zu viel Risiko eingegangen, so Peter Veider von der Bergrettung: „Und wenn wir die Leute dann darauf aufmerksam machen, dann kriegen wir höchstens noch eine blöde Rückmeldung. Das Motto lautet, wenn was passiert, ruf den Hubschrauber. Nur wenn etwa das Wetter nicht mitspielt, dann kann das leicht ein fataler Unfall werden.“
Kritik an Tourismuskonzepten
Kritik gibt es von Einsatzkräften und Fachleuchten auch an neuen Tourismuskonzepten und der Tourismuswerbung generell. Die Natur sei nicht nur schön und trendig – sondern auch gefährlich.
Gewisse Spielregeln müssten einhalten werden, die die Werbung allerdings nicht vermittelt, so Veider: „Man sollte nicht nur mit der schönen Natur und den Schneewechten, in die die Freerider hineinspringen, Werbung machen, sondern die Leute auch sensibel auf die alpinen Gefahren hinweisen.“
Wichtiger Hinweis für Wanderer
Neue Gefahren lauern jetzt im Herbst, warnen die Experten abschließend. Die Tage werden kürzer, es kommt der erste Schnee auf den Bergen. Um die üblichen Sucheinsätze im Herbst zu erleichtern, bitten die Einsatzkräfte Alpinisten, die alleine unterwegs sind, ihren Verwandten, auf Schutzhütten oder im Auto klare Hinweise auf die geplante Route zu hinterlassen. So können sie im Notfall schneller gefunden werden.