Platter beharrt: Gesamtschule ab 2014

Nach seinem Vorstoß in Sachen Gesamtschule hat Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) bekräftigt, einen „eigenen Tiroler Weg“ gehen zu wollen. Er habe sich eine eigene Postion „erlaubt“, sagte Platter, der den Plan „so rasch wie möglich“ umsetzen will.

Auf die Frage, ob er von der Linie der Bundes-ÖVP in Bildungsfragen abweiche, sagte Platter am Montag gegenüber der APA, er habe sich „erlaubt“, eine eigene Position zu beziehen. Er wolle das angekündigte Pilotprojekt „so rasch als möglich“ umsetzen, am liebsten schon im Herbst 2013. Ursprünglich hatte es geheißen, man wolle „frühestens ab 2014“ in einer „Modellregion“ einen Schulversuch starten - mehr dazu in Gesamtschule - Tiroler ÖVP will Schulversuch. Um das Modell umzusetzen, werde es laut Platter allerdings eineinhalb Jahre dauern. Frühestmöglicher Start sei demnach Herbst 2014.

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„Gemeinsame Schule in Unterstufe integrieren“

„Es gibt nichts daran zu rütteln. Ich will das Eis brechen und halte an der Differenzierung je nach Begabung und Typ des Schülers fest“, erklärte Platter. Damit gehe nicht die Abschaffung der Unterstufe des Gymnasiums einher, sondern man könne die „gemeinsame Schule“ ja dort integrieren.

Platter bestätigte zudem Aussagen von Bildungsministerin Claudia Schmied (SPÖ), wonach man gemeinsam ein Modell ausarbeiten werde. Der Landeshauptmann erklärte, der Landesparteivorstand der ÖVP werde in seiner Sitzung am Montag eine Expertengruppe mit der Ausarbeitung des Pilotprojektes beauftragen.

Eine Absage erteilte Platter einem Vorschlag des Industriellen und Ex-Vizekanzlers Hannes Androsch (SPÖ), über bestimmte Bildungsfragen wie bei der Wehrpflicht ebenfalls das Volk abstimmen zu lassen: „Man kann nicht über jedes Thema abstimmen lassen, die Politik hat hier zu entscheiden.“ Dass sich Direktoren der Allgemeinbildenden höheren Schulen in Tirol in einem Schreiben gegen seinen Vorstoß ausgesprochen haben, beunruhige ihn nicht, sagte der Landeshauptmann. „Ich lasse mich nicht von Einzelmeinungen abbringen“, sagte er.

Mehrere Interessenten für Projekt

Bildungslandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) sagte bei einem Fototermin zum Schulauftakt in Tirol gegenüber der APA, dass die Landeshauptstadt Innsbruck „sehr daran interessiert“ sei, die Modellregion für den Schulversuch zu werden. Aber auch die Bezirkshauptstadt Lienz in Osttirol habe Interesse bekundet. Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (FI) bestätigte derzeit laufende Gespräche mit dem Land. Sie sei aber eine Verfechterin der stärkeren Verschränkung von Volksschulen und Neuen Mittelschulen und damit einer gemeinsamen Schule der Sechs- bis 14-Jährigen. Es sei „sehr erfreulich“, dass Platter das Programm der Innsbrucker Koalition aus FI, Grünen und SPÖ aufnehme.

Kein Kommentar zur Wahl 2013

Eine Wahlempfehlung ihrerseits für die Landes-ÖVP bei den Landtagswahlen im kommenden Jahr bedeute das nicht, sagte die seit der Gemeinderatswahl im heurigen Jahr mit der ÖVP im Konflikt befindliche Stadtchefin. „Diese Frage stellt sich noch nicht“, erklärte sie.

Politische Reaktionen

„Modellregionen für die Gemeinsame Schule gibt es schon“, erklärte Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen zum Vorstoß des Tiroler Landeshauptmanns. Es handle sich um alle führenden Staaten im Pisa-Ranking von den skandinavischen Ländern bis nach Südtirol, sagt Walser. Er hoffe, dass Platter vor der „vereinigten Nein-Sager-Fraktion in seiner eigenen Partei“ nicht einknickt.

ÖGB: „Platter in Bildungsfragen auf ÖGB-Kurs“

Auch der ÖGB Tirol stellt sich hinter Platter. Vorsitzender Otto Leist sagte dem Landeshauptmann Unterstützung bei seinem Vorhaben zu, die Gesamtschule ab 2014 zu fordern. „Wir sind erfreut, dass sich Platter von zahlreichen Unkenrufen nicht beirren lässt, und nach wie vor daran festhält, Fähigkeiten und Talente zu entdecken und zu fördern statt Fehler zu bestrafen. Wir sind bereit, gemeinsam mit ihm Eis zu brechen“, erklärte der geschäftsführende Tiroler ÖGB-Vorsitzende Otto Leist.