Gemüsevernichtung bleibt Aufreger

In Tirol geht die Diskussion über die Vernichtung von Obst und Gemüse weiter. Bei der Agrarmarketing hält man wenig vom Argument der Überproduktion. Der Lebensmittelhandel wehrt sich, zum Sündenbock gemacht zu werden.

Wie berichtet werden Tonnen an erntereifem Gemüse und Obst weggeworfen, weil der Handel die Produkte mangels entsprechender Größe oder entsprechendem Aussehen nicht abnimmt – mehr dazu in Tiroler Gemüse wird tonnenweise vernichtet. Viele Bauern glauben, dass eine geringere Produktion das Problem lösen könnte.

Juen sieht keine Überproduktion

Wendelin Juen, Chef der Agrarmarketing, sagte am Montag gegenüber ORF-Radio Tirol, es sei klar, dass für den Tiroler Markt zu viel produziert werde, aber seit Jahren sei immer in den italienischen, süddeutschen und ostösterreichischen Raum exportiert worden, deshalb wolle er das Argument mit der Überproduktion „nicht ganz gelten lassen“.

Handel fordert von Bauern Kreativität

Auch der Handel nahm am Montag neuerlich Stellung zur Diskussion um Tiroler Obst und Gemüse, das auf dem Müll landet. Die Handelsketten Spar und M-Preis verweisen auf die heimischen Bauern, sie müssten selbst entscheiden, was sie mit ihren Produkten machen, die nicht für den Handel geeignet sind.

Marcus Wörle, Gremialobmann des Lebensmittelhandels in der Tiroler Wirtschaftskammer erinnert daran, dass es für Bauern, die ihre Produkte nicht an Supermarktketten verkaufen könnten, zahlreiche andere Möglichkeiten gebe, die nicht die Müllhalde bedeuten müssen. Es gebe genügend Landwirte, die kreativ seien. Man müsse ein bisschen nachdenken, wie auch schwer zu verkaufende Produkte weiterzubringen seien. „Alles kann man beim besten Willen nicht dem Lebensmittelhandel andichten.“

Aktion für regionale Produkte

M-Preis, Spar und Hörtnagel haben am Montag eine gemeinsame Aktion präsentiert, die Kunden verstärkt auf biologische und regionale Produkte aufmerksam machen soll. Unterstützt vom Lebensministerium werden einen Monat lang solche Produkte besonders gekennzeichnet. So solle der Kunde bewusster einkaufen, statt billiger daneben greifen, argumentieren die Handelsketten. Während der Aktionswochen vom 1. bis zum 30. September werden kontrollierte, zertifizierte Produkte durch die Marke „Das bringt’s nachhaltig“ gekennzeichnet.

Friedrich Auer (Hörtnagl), Barbara Moser (SPAR), Marcus Wörle (WK Tirol) und Ingrid Heinz (MPREIS)

WK

Friedrich Auer (Hörtnagl), Barbara Moser (SPAR), Marcus Wörle (WK Tirol) und Ingrid Heinz (MPREIS) präsentieren die Aktion für regionale Produkte