Shopping-Center erbost Wirtschaftskammer

In Nußdorf-Debant hätte nächste Woche das Fachmarktzentrum eröffnet werden sollen. Die Wirtschaftskammer kritisiert, dass es in dieser Form nicht bewilligt hätte werden dürfen und spricht von einem „neuen Sündenfall“ der Raumordnung.

Laut Widmung nach dem Typ B müssten in dem Fachmarktzentrum größtenteils sperrige Waren angeboten werden, für die man ein Auto braucht.

Der jetzt präsentierte Warenmix sehe allerdings anders aus, meinte der Obmann der Wirtschaftskammer Osttirol, Michael Aichner.

Der wesentliche Teil der Mieter seien dem Typ A zurechenbar. Sie würden nicht in ein Fachmarktzentrum hineinpassen, das auf der grünen Wiese nach Typ B gewidmet worden sei.

Betreiber verweisen auf Genehmigung

Der Vorsitzenden der Geschäftsführung, Marcus Wild, weist die Vorwürfe zurück. Das Zentrum sei im Einklang mit der Raumordnung gesetzeskonform und gemäß den von den zuständigen Behörden genehmigten Plänen verwirklicht worden.

„Unser Unternehmen ist Österreichs größter privater Arbeitgeber und arbeitet grundsätzlich gesetzeskonform“, hieß es in der Stellungnahme der SES Spar-Gruppe.

Vize-Bürgermeisterin: „Zu spät“

Die Vize-Bürgermeisterin von Nußdorf-Debant, Traudl Oberbichler („Nußdorf-Debant gewinnt“ NDG), verteidigte das FMZ. Da es so genehmigt worden sein, sei es nun zu spät, dies zu bemängeln. Es gäbe dazu nicht mehr zu sagen, so Oberbichler.

LR Tratter: Umwidmung war gesetzeskonform

In einer Stellnahme bestätigte Landesrat Johannes Tratter die Genehmigung für die Umwidmung. Die Raumordnung liege in der Kompetenz der Gemeinde, das Land Tirol prüfe lediglich, ob die gesetzlichen Bestimmungen eingehalten werden, so Tratter.

Grüne: Kammer weint „Krokodilstränen"“

Die Tiroler Grünen haben für die Kritik der örtlichen Wirtschaftskammer kein Verständnis. „Ich bin über die Krokodilstränen der Wirtschaftskammervertreter sehr verwundert. Was in Nussdorf-Debant mit dem Fachmarktzentrum passiert ist, ist das Ergebnis der völlig konzeptlosen Raumordnung, die die ÖVP zu verantworten hat“, erklärte der grüne Spitzenkandidat Thomas Haidenberger.

Raumordnungslandesrat Johannes Tratter dürfe den schwarzen Peter hierfür nicht der Gemeinde Nussdorf-Debant zuschieben, ergänzte Verkehrssprecher Georg Willi. „Die Aufsichtsbehörde für alle Raumordnungsentscheidungen ist noch immer das Land. Hier hat die Aufsicht – wie schon oft im Lienzer Becken – völlig versagt“, so Willi. Schuld daran seien die Interessen von ÖVP-Politikern, die Bedenken gegen „Widmungsmurks“ im Lienzer Becken ignorierten, so Willi.