„Geisterzug“ in die Tiefe gestürzt

Auf der Brennerbahn ist Sonntagfrüh südlich des Bahnhofs Patsch ein herrenloser Gleisbauzug in die Tiefe gestürzt. Menschen kamen nicht zu Schaden. Die Garnitur hatte sich im Bahnhof Matrei selbständig gemacht.

Der etwa 80 Tonnen schwere Zug rollte acht Kilometer die etwa 2,5 Prozent steile Strecke talwärts, ehe er zwei Kilometer vor dem Bahnhof Patsch entgleiste. Warum sich die Garnitur selbständig machen konnte, ist noch unklar. ÖBB-Sprecher Rene Zumtobel sagte gegenüber dem ORF Tirol, nun müsse geklärt werden, ob die Handbremse ordnungsgemäß angezogen gewesen sei und ob es weitere Sicherungsmaßnahmen gegeben habe.

Wie der Einsatzoffizier der Berufsfeuerwehr Innsbruck, Marcus Wimmer, gegenüber dem ORF Tirol Sonntagfrüh sagte, seien die Gleisbaumaschine und ein Waggon in Richtung Sill in die Tiefe gestürzt. Die Gleisbaumaschine stürzte bis in den Sillfluss ab, ein Waggon blieb am Steilhang hängen und eine Lokomotive blieb in Schräglage im Bereich der Geleise.

Abgestürzter Gleisbauzug

zeitungsfoto.at

Der Waggon im Hang und die Gleisbaumaschine in der Sill

Öl in die Sill geronnen

Aus dem bis zum Sillfluss abgestürzten Zugteil trat Dieselöl aus, das von der Feuerwehr gebunden werden musste. In der Sill wurde ein Wehr errichtet, um eine Verunreinigung des Wassers zu verhindern.

Der am Hang liegen gebliebene Waggon musste von Feuerwehrleuten gesichert werden. Bergretter standen im steilen Gelände für Sicherungsmaßnahmen der Feuerwehrleute im Einsatz.

Abgestürzter Gleisbauzug

zeitungsfoto.at

Die nicht mit abgestürzte Lokomotive

Gleisbauzug gehört privater Firma

Der Gleisbauzug gehört einer privaten Baufirma, die im Auftrag der ÖBB die Sanierungsarbeiten der aus dem 19. Jahrhundert stammenden Strecke durchführt. Die Bahnlinie selbst ist wegen dieser Sanierungsmaßnahmen derzeit für jeden Güter- und Personenverkehr gesperrt - mehr dazu in Brennerbahn-Sanierung hat begonnen.

Abgestürzter Gleisbauzug

zeitungsfoto.at

Die Absturzstelle

Laut ÖBB-Sprecher Zumtobel entstand durch die Geisterfahrt und den anschließenden Unfall an der Strecke kaum Schaden. Lediglich an der Absturzstelle seien zwei Fahrleitungsmasten geknickt worden. Der größte Schaden sei sicher die Gleisbaumaschine, die neuwertig mehrere Millionen koste.

Schwierige Bergearbeiten

Am Montag soll der unterhalb der Gleise liegende Waggon mit zwei Kränen aus dem Abgrund zu den Schienen heraufgezogen werden.
Schwieriger wird die Bergung der Schweißmaschine, die noch weiter unten in der Sillschlucht liegt. Die Spezialmaschine auf Bahnrädern wiegt nämlich 40 Tonnen. Es ist laut ÖBB fraglich, ob sie überhaupt als Ganzes geborgen werden kann. Notfalls muss sie zerschnitten und in Einzelteilen aus der Schlucht gezogen werden.