Plagiatsvorwurf gegen Sohn von Stoiber

Der Sohn des bayrischen Ex-Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, Dominic Stoiber, muss eine Aberkennung seines Doktortitels an der Uni Innsbruck fürchten. Nachdem ein Plagiatsvorwurf erhoben wurde, werde die Dissertation routinemäßig überprüft, heißt es an der Uni.

Wie in allen Fällen, in denen der Vorwurf des Plagiats erhoben wird, werde die Dissertation untersucht, erklärte Uwe Steger, Sprecher der Universität Innsbruck, der APA und bestätigte damit einen Bericht der „Tiroler Tageszeitung“ (Montagausgabe). Stoiber selbst war für eine Stellungnahme vorerst nicht erreichbar.

Keine Aussage über Aberkennungsverfahren

Schon vergangene Woche hatte das Magazin „Der Spiegel“ in der Sache an der Uni Innsbruck nachgefragt. Ob ein Verfahren zur Nichtigerklärung der Beurteilung beziehungsweise zum Widerruf des akademischen Grades eingeleitet worden sei, könne wegen der Amtsverschwiegenheit weder bestätigt noch dementiert werden, betonte Steger in einer Stellungnahme. Mit Dominic Stoibers Doktorarbeit befasse sich die Uni bereits seit Herbst, erklärte Steger gegenüber tirol.ORF.at

Unwissenschaftliche Arbeit oder Diskreditierung?

Insgesamt gebe es heute mehr Plagiatsvorwürfe als früher, führte Steger aus. Im Jahr 2011 etwa sei die Uni Innsbruck zwei, drei Mal mit solchen Vorwürfen konfrontiert gewesen, in den Jahren zuvor nie. Die genannten Fälle seien allerdings offensichtlich Diskreditierungsversuche gewesen, weshalb sie nicht näher untersucht wurden, so der Sprecher der Universität gegenüber tirol.ORF.at.

Mit dem Aufkommen des Internet gebe es einen Zusammenhang, da es leichter sei, wortidente Textpassagen zu finden. „Plagiatsvorwürfe beziehen sich überwiegend auf Arbeiten der letzten sechs, sieben Jahre“, so Steger. Das Finden solcher Passagen sei aber noch kein Beweis für ein Plagiat, es könne einfach auch korrekt zitiert worden sein.

Arbeit über Föderalismuskommission

Stoiber, der als Kommunalpolitiker in Bayern tätig ist, hatte die Arbeit mit dem Titel „Die Föderalismusreform I der Bundesrepublik Deutschland - Beschreibung und Bewertung der Reform und eine Analyse der Bewährung in der Praxis anhand des Nichtraucherschutzes“ 2010 eingereicht. Unter anderem setzt sich die Arbeit mit der 2003 eingesetzten Föderalismuskommission auseinander. Sie hatte die Aufgabe, unter dem Vorsitz von Edmund Stoiber (CSU) und Franz Müntefering (SPD) Vorschläge für eine neue Kompetenzaufteilung zwischen Bund und Ländern zu erarbeiten.

Gutachten entscheiden

Grundsätzlich würden Überprüfungsverfahren wie das aktuelle der Arbeit Stoibers vom Universitätsstudienleiter auf Basis von Fachgutachten entschieden. Werde eine Beurteilung für nichtig erklärt, könne dagegen beim Akademischen Senat berufen werden. Mit einer Bestätigung durch diese Instanz wäre die Entscheidung dann aber rechtskräftig.