„Alpine Hybride“ für die Felsen

Die beiden Innsbrucker Architekten Kathrin Aste und Frank Ludin entwickeln „Alpine Hybride“, das sind für Felsen maßgeschneiderte Gebäude. Angesichts von Klimawandel und Gletscherschmelze wollen die beiden Architekten Strategien für das zukünftige Bauen in den Bergen entwerfen.

Die beiden im Büro LAAC arbeitenden Architekten haben 2008 die Aussichtsplattform „Top of Tyrol“ am Schaufeljoch am Stubaier Gletscher in 3.200 Meter Höhe gebaut. Bei der Materialwahl orientierten sie sich am rötlich braunen Gestein und haben rostfreien Stahl gewählt. Die neun Meter auskragende Plattform sieht aus, als würde sie aus den Felsen weiterwachsen. Das ist die Intention der Architekten, sie wollen kein silbrig glänzendes Designobjekt in die Landschaft setzen, sondern einen fließenden Übergang zwischen Natur und Architektur schaffen. Die Plattform war für die beiden der Anlass, sich mit der Zukunft des alpinen Bauens zu beschäftigen.

Metellplattform in den Bergen

LAAC

Gipfelplattform „Top of Tyrol“ am Stubaier Gletscher

Von der Plattform bietet sich ein Ausblick auf mehr als hundert Dreitausender, aber auch die alarmierende Situation des schmelzenden Gletschers wird dort oben deutlich.

Metellplattform in den Bergen

LAAC

Der Ausblick auf die Stubaier und Ötztaler Alpen

Für die über Nachhaltigkeit reflektierenden Architekten ist es durchaus legitim, eine weitere Attraktion in die sensible Gletscherwelt zu bauen. Immerhin besuchen 500.000 Menschen im Jahr die Plattform. Architekt Frank Ludin ist überzeugt, dass eine Bündelung der Massen an einem bereits erschlossenen Ort vertretbar sei. „Der Gast soll spüren, dass es etwas zu schützen gibt. Hier oben ist das sehr viel eindringlicher, als zum Beispiel in Hamburg über das Gletscherschmelzen nachzudenken“, meint Architekt Ludin.

Metellplattform in den Bergen

LAAC

500 000 Besucher kommen im Jahr

Sendungshinweis

„Bauen in den Bergen“,
ein Film von Teresa Andreae
Donnerstag, 19. Juni
17.35 Uhr, ORF 2

Als neue Möglichkeit, Infrastrukturbauten in den Bergen auf ein Minimum zu reduzieren, planen LAAC Architekten nun Gebäude die mehrere Funktionen erfüllen. Ihre Zukunftsvision nennen sie „Alpine Hybride“. Eine Schutzhütte könnte gleichzeitig als Lawinenverbauung dienen, eine Aussichtsplattform als Solarkraftwerk. Die Architekten betonen, dass es keineswegs ihr Ziel sei, das Verbauen der Landschaft zu fördern. Sie wollen notwendige Eingriffe so naturschonend wie möglich in die Umgebung integrieren. Wie die Stahlkonstruktion am Stubaier Gletscher sollen auch die Alpinen Hybride aus der Landschaft heraus wachsen, den Felsen sozusagen auf den Leib gezeichnet sein.

Hybrid-Konstrukt auf Felsen

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Der Alpine Hybrid, eine Zukunftsvision von LAAC Architekten

Der erste Alpine Hybrid wird demnächst im Ötztal gebaut. Das Naturparkhaus beim alten Bauernbad in Längenfeld wird als Ausstellungsraum, als massive Hangsicherung gegen Steinschlag an der Rückwand und als Solarkraftwerk am Dach funktionieren. Das innovative Gebäude wird das Zentrum des 2003 gegründeten Naturparks Ötztal, der vom tiefsten Punkt, dem Piburger See bis zur Wildspitze in 3770 Meter Höhe reicht. Fünf über das ganze Tal verteilte Stationen sollen dem Besucher die Entstehungsgeschichte unter dem Motto „Tal der Extreme“ verdeutlichen. Bergstürze, Wildbäche und Gletscherzungen werden thematisiert. Es geht um den Schutz des Menschen vor der Natur aber auch um den Schutz der Natur vor den Menschen, sagt Architektin Kathrin Aste.

Landschaft Visualisierung

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Das in Längenfeld im Ötztal geplante Naturparkhaus

Wie das Bauen in den Bergen in der Zukunft aussehen könnte, ist ein Thema der Fernsehdokumentation, die ORF Tirol Redakteurin Teresa Andreae mit ihrem Team in Nord- Ost- und Südtirol gedreht hat. Beispiele experimenteller Architektur sind genauso zu sehen wie traditionelle Bauten, vom Glaskubus über die sanft sanierte Almhütte bis zum schwarzen Wohnhaus am Steilhang. Die Frage ist, wie zeitgenössische Architekten mit der beeindruckenden aber auch gefährdeten alpinen Landschaft umgehen.

Team des Films "Bauen in den Bergen"

ORF

Redakteurin Teresa Andreae, Kameramann Mike Mayer und Tonmeister Dietmar Öfner