Architektonische Tour durch Südtirol

An diesem Wochenende werden in Südtirol die Tage der Architektur abgehalten. An zehn Schauplätzen können moderne Wohngebäude, sanierte Höfe und andere architektonisch wertvolle Plätze begutachtet werden.

Zum ersten Mal Schauplatz der Tour ist das Villnöß-Tal. "Der architektonisch sonst eher verschlafene Ort kann seit kurzem mit verschiedenen Bauten aufwarten“, freut sich die Koordinatorin der Veranstaltung, Margot Wittich. „Es handelt sich um ein Tal, in dem das Zusammenwirken von intakter Natur und traditioneller Kultur zum Großteil noch gegeben ist.“

Architektur

ORF

Manche der Möbel im Gasthof „Kabis“ sind über 100 Jahre alt

Altes bewahren

Ein Beispiel für eine gelungene Integration von Architektur im Tal ist der sanierte Gasthof „Kabis“. „Die Besitzer haben dem Haus sein historisches Flair vollständig bewahrt“, ist die Koordinatorin der Gebäude-Tour überzeugt. Marlies Gasser, eine Architektin, die die Tage der Architektur begleitet, ist fasziniert von dem Gebäude: „Der Gasthof wurde im 18. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt und ist heute der einzig verbliebene mit Blick auf die Geislergruppe.“

Das Traditionsgasthaus steht in St. Peter in Villnöß. Es hat einen zeitgemäßen Touch erhalten. Alle erhaltenswerten Elemente blieben bestehen. „Die Böden in den Zimmern sind die Originale“, betont der Brixner Architekt Christian Schwienbacher. Für ihn ist es ein Genuss die historische Einrichtung wiederzuverwenden. „Die alten Zimmertüren haben wir aus Schallschutz-Gründen in den Bädern eingebaut.“

Architektur

ORF

Vom Boden bis zum Licht: Vieles im „Kabis“ stammt aus dem 18. Jahrhundert

Etwas Neues wagen

Ein weiteres Bauwerk, das auf der Tour der Architektur durch Villnöß begutachtet werden kann, ist das Hotel „Tyrol“ in St. Magdalena. Das aus den 1970er-Jahren stammende Gästehaus wurde saniert und erweitert. Die Hoteliersfamilie hat sich für Villnößer Verhältnisse für eine mutige Bauweise entschieden. „Wir wollten etwas Modernes machen. Ein Flachdach schien uns unpassend, diese Bauweise passt nicht ins Tal“, zeigt sich Bauherrin Birgit Senoner überzeugt.

Da die Besitzer aber wollten, dass die Holzfassade gleichmäßig verwittert, haben sie auf Dachvorsprünge verzichtet. „Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass das nicht jedem im Tal gefällt. Die einen lieben es, die einen hassen es“, fügt Senoner mit einem Schmunzeln hinzu. Die Ausstattung des Hotels wurde ökologisch und regional gewählt: „Wir haben viel auf Massivholz aus Südtiroler Wäldern gesetzt, auch lackiert wurde nichts und für die Betten wurden weder Schrauben noch Nägel verwendet“, zeigt sich Birgit Senoner stolz.

Architektur

ORF

Dächer ohne Vorsprünge sehen in Südtirol eher gewöhnungsbedürftig aus

Über Villnöß hinaus

Die Tage der Architektur finden von Freitag, 17. Mai bis Sonntag, 19. Mai an verschiedenen Orten in Südtirol statt. Im Passeiertal ist der öffentliche Raum großes Thema der Tour. Dort stehen die neue Bibliothek sowie die Büros des Tourismusvereins im Mittelpunkt. In Brixen werden zeitgemäße Wohnsiedlungen begutachtet, im Vinschgau hingegen wird die Symbiose zwischen Tradition und Moderne unter die Lupe genommen.