Klimawandel wirkt sich auch auf Almen aus

Kühe, Schafe und Pferde kommen in wenigen Wochen wieder auf die Alm. Um diesen Lebensraum langfristig zu erhalten, müssen Almbauern und Betreiber auf aktuelle Herausforderungen wie den Klimawandel richtig reagieren.

Durch die wärmeren Temperaturen beginnt auch die Vegetationszeit in den Almen früher. Das hat direkte Auswirkungen auf die Almbauern: „Wir treiben die Tiere jetzt gut zwei Wochen früher auf die Alm als noch vor 50 Jahren“, erklärt Josef Mayr, der die Schönanger Alm in der Wildschönau bewirtschaftet.

Josef Lanzinger, Obmann des Tiroler Almwirtschaftsvereins fügt noch hinzu: „Laut Studien steht heute wegen der Klimaerwärmung um 20 Prozent mehr Futter auf den Almen zur Verfügung, also noch vor 20 Jahren. Auch die Waldgrenze steigt.“

Kuhherde auf Alm

APA/Barbara Gindl

Die Sommerfrische startet für die Kühe jetzt früher als noch vor 50 Jahren. Dafür müssen die Tiere heute mit extremeren Wettersituationen zurechtkommen.

Intakte Almen schützen vor Lawinen und Hochwasser

Insgesamt seien diese Entwicklungen natürlich positiv. Wächst das Gras allerdings schneller, als es die Tiere abgrasen können, droht die Alm zu verbuschen. Dann verliert die Alm nicht nur ihre Schutzfunktion, sondern verstärkt sogar die Gefahr von Lawinen- und Murenabgängen, erklärt Lanzinger.

Ein solcher Verstärker ist das Borstgras, das auf nicht richtig abgegrasten Wiesen wächst. „Dieses Borstgras legt sich im Herbst auf den Boden und bildet so eine Rutschfläche für den Schnee, die Lawinengefahr steigt dadurch. Bei Starkregenfällen erhöht das Borstgras das Risiko für Murenabgänge, da das Wasser schneller oberflächlich abfließt“, erklärt Almbauer Mayr.

Zahl der gealpten Tiere bleibt konstant

Seit zwei Jahrzehnten bleibt die Zahl der gealpten Tiere in Tirol ungefähr konstant, bei 185.000 Tieren. „Durch das größere Futterangebot bräuchte es allerdings mehr Tiere, um die Flächen offen zu halten“, meint Lanzinger.

Die Zahl der Milchkühe auf der Alm nimmt sogar ab. „Vor allem auf den kleinen Almen rechnet sich das Melken oft nicht mehr. Die Milchkühe sind aber für das Gleichgewicht auf der Alm wichtig, da sie die niederen Gebiete abgrasen“, ergänzt Lanzinger.

Bergwaldprojekt

Elisabeth Kopp

Latschen, Stauden und Borstgras müssen mühevoll entfernt werden.

Die Almbauern versuchen die Almlandschaft und damit auch die Schutzfunktion fürs Tal teilweise durch „Schwenden“, also dem Ausmähen des Borstgrases und Schneiden von Stauden, zu erhalten. „Diese Arbeit ist aber mühevoll und es braucht viele Leute. Auf meiner Alm helfen die Bauern bei dieser Arbeit zusammen. Direkten Ertrag hat man daraus allerdings keinen“, betont Josef Mayr.

Es braucht also genügend Tiere und Personal, um die Almen weiter offen zu halten. Das werde es auch in Zukunft geben, sofern sich die Arbeit wirtschaftlich rentiert und auch Anerkennung findet, ist Lanzinger überzeugt.

Hirten-Ausbildung für Quereinsteiger

Das Personalproblem auf den Almen ist mittlerweile kleiner geworden als noch vor zehn bis 15 Jahren. Interesse am Hirtenberuf zeigen heute vermehrt junge Leute und Aussteiger, die eigentlich nichts mit der Landwirtschaft zu tun haben.

Wanderer und Kuh auf Almwiese, mit Nordkette im Hintergrund

ORF/Gogl

Nicht nur Idylle, auch viel Arbeit wartet auf der Alm.

Die Quereinsteiger müssen die Arbeit eines Hirten aber erst lernen, erklärt Josef Lanzinger, Obmann des Almwirtschaftsvereins: „Gemeinsam mit dem Ländlichen Fortbildungsinstitut (LFI) bieten wir an der Landwirtschaftsschule St. Johann/Weitau einen einwöchigen Kurs an. Dieser startet täglich um 5.00 Uhr mit dem Melken der Kühe. Danach werden die Kursteilnehmer auf das Erkennen von Krankheiten und die richtige Tierhaltung geschult.“ Unter den Kursabgängern hätte man bereits gutes Personal finden können.

Schäden durch Schneedruck aufräumen

Nach dem vielen Schnee im vergangenen Winter ist bei vielen Hirten jetzt aufräumen angesagt. Abgebrochene Baumwipfel und Lawinenkegel müssen weggeräumt werden, bevor mit dem Zäunen begonnen werden kann. Vor allem im Unterinntal sind teilweise auch Ställe und Hütten unter der Schneelast eingestürzt.

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