Hörprobleme bei Jungen nehmen zu

Hörschäden gehören zu den häufigsten Erkrankungen. Jeder zweite, der älter als 65 Jahre alt ist, leidet darunter, sagt ein Experte der Medizinuniversität Innsbruck. Immer öfter sind auch jüngere Menschen davon betroffen.

Das menschliche Gehör ist ein besonders sensibles Organ, das viel zu verarbeiten hat - von ganz leisen Tönen bis hin zum lauten Düsenflugzeug. „Es gibt einen irrsinnigen Lautstärkeeinfluss auf das Ohr“, erklärt der Neurowissenschafter Michael Leitner. Das Ohr sei sehr sensitiv. Damit verbunden sei aber, dass der Hörsinn auch sehr anfällig für Schädigungen ist.

Mann hält sich die Ohren auf Straße zu

ORF/Hermann Hammer

Das menschliche Gehör ist unterschiedlichsten Schallquellen ausgesetzt

Hörverlust betrifft immer mehr Menschen

Jedes Jahr kommen in Österreich 200 Neugeborene mit genetisch bedingten Hörschäden zur Welt. Im Schulalter seien dann bereits ein bis zwei Prozent aller Kinder betroffen. Bei älteren Menschen über 65 Jahren ist es rund jeder zweite, bei dem Hörprobleme festzustellen sind.

Die Folgen von Hörverlust sind laut dem Forscher bei älteren Menschen oft Vereinsamung. Betroffene würden sich aus dem gesellschaftlichen Leben oft zurückziehen, weil sie sich mit Menschen in ihrem Umfeld nicht mehr unterhalten können. Durch diesen Rückzug steige auch das Risiko für Demenz und Depressionen, verweist der Neurowissenschafter Michael Leitner auf entsprechende Studien.

Kopfhörer

colourbox.de

Laute Musik über Kopfhörer sind eine Ursache für Hörverlust speziell beim jungen Menschen

Laute Musik über Kopfhörer als Problem bei Jungen

Auch die Generation ipod, also jene Jungen, die ständig mit Kopfhörern unterwegs sind, würden zunehmend mit Hörprobleme zu kämpfen haben. Meist werde die Musik über Kopfhörer mit 90 bis 100 Dezibel gehört. Ab 90 Dezibel führe chronische Lärmeinwirkung aber bereits zu Schäden. Auch die Dauer von lauter Schalleinwirkung sei ausschlaggebend.

Oft seien Hörschäden bei jüngeren Menschen nicht ganz so offensichtlich, weil sie beim Hörtest nicht auffallen. Betroffene hätten aber Probleme, etwas zu verstehen, wenn der Hintergrundlärm etwas lauter sei, warnt der Neurowissenschafter.

Schutz vor Lärm als wichtigste Vorbeugemaßnahme

Hörverlust ist derzeit nur mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten behandelbar, aber nicht heilbar. In ferner Zukunft könnte sich das vielleicht durch Therapien mit Stammzellen ändern, sagt Michael Leitner von der Medizinuniversität Innsbruck. Derzeit bleibe nur der Schutz vor Lärm als Prävention.

„Wenn man auf einem Rockkonzert war oder in einer Diskothek und am nächsten Tag aufwacht und ein leichtes Klingeln im Ohr hat, dann ist das schon ein leichter Lärmschaden. Wenn man Pech hat, dann bleibt das. Mit Glück verschwindet das Problem wieder“, warnt der Wissenschafter davor, sich lautem Schall auszusetzen.