Streit um Stoppuhren an tirol kliniken
Umziehen ist Teil der Arbeit, das entschied der Oberste Gerichtshof im Falle von Ärzten und Pflegern - mehr dazu in Klinik: Umkleidezeit zählt als Arbeitszeit. Das Umziehen muss demnach Teil der Dienstzeit sein. Rückwirkend für die letzten drei Jahre müssen die tirol kliniken das für gut 5.000 Mitarbeiter umsetzen.
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Zahlreiche Mitarbeiter waren dafür in den letzten Wochen an der Klinik mit der Stoppuhr unterwegs. Die Bereichsverwaltungen hielten fest, wie lange die Wege von den Garderoben zu den jeweiligen Station sind. Das können einige Sekunden, aber auch zehn Minuten sein.
Betriebsrat forderte Pauschale
Als aufwendig und kompliziert sieht der Betriebsrat diese Messungen. Kein Betrieb sei gut beraten, Minutenzählerei zu betreiben, das arte in einer Erbsenzählerei aus, erklärte Gerhard Hödl, der Vorsitzende Betriebsrat der Angestellten der tirol kliniken. Er hatte sich eine Pauschale gewünscht. Zu Beginn hatten die tirol kliniken auch eine Pauschale angeboten, allerdings nur in Kombination mit Fortbildungstagen und Betriebsratstagen.
Unterm Strich sei da bei zahlreichen Mitarbeitern keine Umkleidezeit übrig geblieben, so Hödl, deswegen habe der Betriebsrat diese Lösung abgelehnt. Er hätte sich pauschal 30 Minuten pro Dienst gewünscht, also die Mittagspause. Das wäre zwar eine großzügige Lösung, der Aufwand sei aber deutlich geringer und die Mitarbeiter damit auch zufriedener. Denn schließlich werde die Mittagspause der Mitarbeiter der tirol Kliniken auch immer wieder von Notfällen unterbrochen, oder später gestartet. Mit den Messungen würden nur die Fronten verhärtet, so Hödl.
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Zwei Minuten zum Umziehen
Die tirol kliniken erklärten, nachdem ihre Pauschale abgelehnt wurde, sei ihnen nur die individuelle Messung geblieben. Sie verrechnen jetzt für die letzten drei Jahre pauschal zwei Minuten zu Dienstbeginn und zwei Minuten zu Dienstende fürs Umziehen, dazu komme der individuelle Weg von den Garderoben zu der Station. In Summe ergebe das für die letzten drei Jahre im Durchschnitt fünf zusätzliche freie Tage pro Mitarbeiter. Die genaue Berechnung für jeden Mitarbeiter werde auf einem Zeitkonto angelegt. Dieses Zeitkonto dürfe auch nicht verfallen.
Für Hödl ist das eine sehr günstige Rechnung für die tirol kliniken. Bei der Umziehzeit etwa habe man sich damit nach dem absoluten Minimum gerichtet. Das würde zwar für junge, sportliche Mitarbeiter stimmen, gerade für ältere Mitarbeiter oder Mitarbeiter, die nach Jahren in dem Beruf an Gebrechen leiden würden, seien diese Zeiten unrealistisch, so Hödl.
Mitarbeiter sollen Klinikmessungen prüfen
Die tirol Kliniken schicken jetzt an alle 5.000 betroffenen Mitarbeiter eine Aufstellung über die letzten drei Jahre aus. Darin sind die vier Umziehminuten pro Dienst und die individuelle Wegzeit enthalten. Die Mitarbeiter sollen das dann mit eigenen Aufzeichnungen und Messungen überprüfen, und sollten sie es als fair empfinden, unterschreiben, rät der Betriebsrat.
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Viele Mitarbeiter würden wohl großzügig sein und diese Aufstellung akzeptieren. Es gebe aber sicher auch viele, die das genauer nehmen würden, und dann würden die Verhandlungen starten, so Hödl. Er rechnet damit, dass diese Verhandlungen lange andauern und schlussendlich auch vor Gericht landen.
Künftige Umkleidezeiten noch unklar
Die Aufstellung gilt rückwirkend für drei Jahre. In Zukunft müssen die Umkleidezeiten in der Dienstzeit stattfinden. Hier müsse jede Station selbst entscheiden, wie sie damit umgehe, so Johannes Schwamberger, Sprecher der tirol kliniken. Es könnte durchaus sein, dass es geänderte Dienstzeiten, angepasste Ambulanzzeiten für die Patienten oder auch Änderungen bei den Garderobenstandorten geben werde. Noch sei es aber zu früh, um hier erste Entwicklungen zu sehen.
Der Betriebsrat sieht die künftigen Anpassungen kritisch. Das Land fordere, dass das Gerichtsurteil ohne Kosten umgesetzt werde, so Hödl. Das werde aber nicht funktionieren, glaubt er. Er rechnet damit, dass für die Umsetzung mehr Personal nötig sein wird. Mit dem gleichen Personalstand müssten die Mitarbeiter diese Umkleidezeiten einarbeiten und so etwa teilweise auf ihre Pausen verzichten, oder die Patienten würden darunter leiden, fürchtet Hödl. Auch kürzere Ambulanzzeiten würden auf Kosten der Patienten gehen.