Holz Egger sieht auch Vorteile bei hartem Brexit

Das Holzunternehmen Egger mit Sitz in St. Johann in Tirol betreibt in Großbritannien zwei große Werke. Ein harter Brexit würde das Tiroler Unternehmen mehrere Millionen Euro kosten, doch das Unternehmen erwartet sich auch Vorteile.

Der Holzkonzern Egger aus St. Johann in Tirol hat weltweit 18 Werke mit rund 9.200 Mitarbeitern. Am englischen Markt ist Egger seit dem Jahr 1984 vertreten. Aktuell hat Egger zwei Werke in Großbritannien. Das Rohspanplattenwerk in Hexham war das erste der Gruppe außerhalb von Österreich. Das zweite steht in Barony in Schottland.

Werk in England von Holz Egger

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Das Werk in Hexham war das erste internationale Werk von Egger

Mehrere Millionen Euro an Zusatzkosten für Egger

Der größte Teil der Rohstoffe, die in den britischen Werken verarbeitet werden, wird lokal beschafft. Andere Rohstoffe - etwa Dekorpapier - müsse jedoch importiert werden, erklärte Egger-Sprecher Thomas Leissing.

Kommt der harte Brexit, also der Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union ohne weiteres Abkommen, dann müssten diese Materialien bei der Einfuhr nach England künftig mit rund sieben Prozent verzollt werden. Dadurch würden die Kosten für Egger um diesen Prozentsatz steigen. Egger rechne daher mit mehreren Millionen Euro an zusätzlichen Kosten. Sein Unternehmen werde natürlich versuchen müssen, dies durch Preiserhöhungen an seine Kunden weiterzugeben, so Leissing.

Thomas Leissing, Sprecher von Egger

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Thomas Leissing, Sprecher des Egger-Vorstands

Brexit bringt umfangreiche Probleme

Neben den Zollproblemen würden sich durch den harten Brexit auch logistische Probleme ergeben. Lkws müssten am französischen Grenzübergang in Calais auf die Weiterfahrt nach England warten. Aktuell würden dort riesige Parkflächen für Lkws gebaut.

Großbritannien sei hingegen dabei säumig die nötige Infrastruktur aufzubauen, berichtet Leissing. Durch den Handel mit der Schweiz und Russland verfüge Egger über ausreichend Erfahrung im Zollsystem. England müsse dieses Know-how erst aufbauen, betonte Thomas Leissing.

Rohstofflager in britischen Werken gut gefüllt

In England sei die Nachfrage nach Möbeln derzeit sehr groß. Das englische Werk habe sich in den letzten Jahren entsprechend gut entwickelt, so der Unternehmenssprecher. Egger habe in England einen entsprechend großen Marktanteil. Damit es im Fall des Brexits nicht zu Produktionsstockungen komme und die Werke weiterproduzieren können, seien die Rohstofflager derzeit gut gefüllt.

Holz Egger

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Ungewissheit unter Mitarbeitern

In den britischen Werken beschäftigt Egger mehr als 700 Mitarbeiter. Diese seien vor der Brexit-Abstimmung über die Sichtweise des Unternehmens und die drohende Auswirkungen auf Egger informiert worden. Für sie solle sich im Fall des Brexits nichts ändern, sie sollten wissen, dass Egger sichere Arbeitsplätze biete.

Ungewissheit habe sich jedoch bei den Mitarbeitern, die aus Deutschland und Österreich nach Großbritannien geschickt worden seien, breit gemacht. Es gebe Ungewissheit über die weitere Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung. Diese Unsicherheit gelte es möglichst rasch zu beenden, so Leissing.

Auch mögliche Vorteile durch Brexit für Egger

Er hoffe, dass es Ende März nicht zu einem harten Brexit komme. Der wäre für England aber noch schlimmer als für Europa, so Leissing. Egger könnte aber trotz der zusätzlichen Kosten damit leben, denn das Unternehmen sei als englischer Produzent vor Ort aktiv und werde das auch bleiben.

Egger Werk St. Johann

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Egger habe vor Ort eine starke Position und es werde für mögliche neue Mitbewerber schwieriger, Möbel oder Platten nach England zu exportieren. Diesen Vorteil müsse man ausnutzen, so der Unternehmenssprecher.

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